Schertz-Gespräch zwischen Bruder und Schwester

[133] Bruder.


Wenn dir nicht mehr das Brodt der Eltern schmeckt/

So schau wo dir ein besser Tisch gedeckt.


Schwester.


Geh in die Welt und schau wo dir das Glücke blüht:

Die Frucht taugt selten viel die eigner Mist erzieht.


Bruder.


Man jagt uns in die Welt/ und holt uns aus der Welt;

Weil wir die Stütze seyn die jedes Hauß erhält.


Schwester.


Man sucht uns/ biß man uns berückt/

Und wird doch selber mit bestrickt.


Bruder.


Ihr werfft den Nahmen weg/ verlihret das Geschlechte.


Schwester.


Und dennoch nennen sich die Männer unsre Knechte.


Bruder.


Die Herrschafft taugt nicht viel/ hat selten auch Bestand.


Schwester.


Man spannet uns ins Joch/ doch bauen wir das Land.


Quelle:
Hans Aßmann von Abschatz: Poetische Übersetzungen und Gedichte. Bern 1970, 4, S. 133.
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