Die »Dienende Klasse« in meinem geliebten »Graben-Hotel«

[131] Niemals direkt aufbegehrend mit dem Schicksale, niemals direkt unzufrieden, niemals Diejenigen beneidend oder verfluchend,

Denen man für allerkargstes Trinkgeld

niedrigste Dienste zu leisten gezwungen wird!

Ewig nachsichtig die schreckliche Bürde dieses

Daseins, eigentlich dieses nicht-Daseins,

auf sich nehmend,

als wüßte man es allzugenau, daß es hienieden »Gerechtigkeit« nicht gebe!

Gleichsam lächelnd taumeln diese »echt Adeligen« der Not über ihre eigenen Lebens- Abgründe hinweg, in Arbeit, in Arbeit hinein,

verstehen Jene nicht, die sich aus »Faulheit« verkaufen!

Ihre »Gespräche untereinander« sind heilig,

denn es dreht sich um nichts und wieder nichts!

Ganz wie bei Kindern! Ganz so.

Mit einem »Nichts von einem Nichts«

könntest Du sie also beglücken!

Aber Wer, Wer hat Lust dazu?!

Ihr öden gemeinen faden wertlosen Männer, kann man Euch euren »Star stechen« diesbezüglich,

da Ihr nur die »Anspruchvollste« gern habt?!?

Für ernstlich selbstlos Arbeitende wie mein Stubenmädchen Antonia Plazek,

habt Ihr leider Gott sei Dank kein Gemüt!

Daher werden sie auch verschont, gemieden von Eurer schlimmen öden faden bösen Rasse!

Wehe Euch, wenn Ihr einmal Eine wirklich entdecktet, die ich vorher entdeckt habe![132]

In Euren »nicht P.A.-Herzen«

verwandelte sie sich bald in das,

was sie nicht ist! Und was sie nie war und nie sein wird! Ihr »Zerstörer wirklicher Werte!« Pfui!

Quelle:
Altenberg, Peter: Mein Lebensabend. Berlin 1–81919, S. 131-133.
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