Sie wünscht Jesum selbst in ihrem Herzen zu haben

[167] 1

Jesu, ewge Sonne,

Aller Engel Wonne,

Was für Freude muß es sein,

Wenn du kommst ins Herz hinein.


2

Du erleuchtst die Blinden,

Machst die Nacht verschwinden,

Bringest dem Gewissen Ruh,

Gibst ihm wahren Trost dazu.


3

Die betrübte Seele

Jauchzt in ihrer Höhle,

Denn du tränkst sie wie ein Strom,

Machst sie heilig, satt und fromm.


4

Alle Kräft und Sinnen

Werden deiner innen,

Auch die Glieder springen schier

Aus Frohlocken über dir.
[167]

5

Deine Liebesküsse

Sind vor Zucker süße,

Dein Geruch ist gänzlich gleich

Gott und seinem Himmelreich.


6

Sei doch nicht mehr lange,

Denn mir ist schon bange

Und mein Herze wart auf Dich,

Dir zu ruhen ewiglich.


7

Alle deine Gaben

Können mich zwar laben,

Aber keine, Jesu Christ,

Schmeckt mir, wie du selber bist.


Quelle:
Angelus Silesius: Sämtliche poetische Werke in drei Bänden. Band 2, München 1952, S. 167-168.
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