Sie begehrt ganz in das Brot des Lebens verwandelt zu werden

[344] 1

O heilsams Opfer, Jesu Christ,

Du bist mein Herr und Gott,

Ich sehne mich zu jeder Frist

Nach dir, mein Himmelsbrot.

Kommt alle, die ihr hungrig seid,

Und eßt dies Brot noch in der Zeit,

Denn dieses Brot ist Gott.


2

Ohn dich ist mir des Himmels Zelt

Nichts anders als nur Pein,

Ohn dich kann mir die ganze Welt

Nicht eine Freude sein.

Du bist allein meins Geistes Lust,

Allein das Labsal meiner Brust,

Allein mein Himmelreich.


3

Entzünd mein Herz, o keusches Feur,

Mit deiner heilgen Brunst,

O Speise, komme mir zur Steur

Mit deiner Lieb und Gunst.

Zünd an, verbrenn, vermehr die Glut,

O Jesu, höchst gewünschtes Gut,

Daß ich, dein Phönix, sterb.
[344]

4

Verneure mich, gib mir dein Herz,

Gieß deine Lieb mir ein;

Denn meins ist kalt uns voller Schmerz,

Es kann nicht liebend sein.

Je mehr ich denk, o Jesu Christ,

Daß du der Liebe würdig bist,

Je sehrer kränk ich mich.

Quelle:
Angelus Silesius: Sämtliche poetische Werke in drei Bänden. Band 2, München 1952, S. 344-345.
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