Sie ruft das Lämmlein Gottes um Vergebung der Sünden an

[115] 1

O Lämmlein Gottes großer Huld,

Das wegnimmt alle Sünd und Schuld,

Erbarm dich mein

Durch deine Pein,

Die du am Kreuz gelitten;

Da du für mich

So kräftiglich

Bis in den Tod gestritten.


2

O Lämmlein voller Gütigkeit,

Das gern vergibet und verzeiht,

Verzeih auch mir,

Was ich an dir

Von Jugend mißgehandelt;

Vergib, vergib

Durch deine Lieb,

Daß ich so träg gewandelt.


3

O Lämmlein, liebreich, süß und mild,

Das Gottes Grimm und Zorn gestillt,

Still auch mein Herz,

Weils leidet Schmerz,

Und laß mich Friede finden;

Hilf mir, mein Gott,

Welt, Teufel, Tod

Und alles überwinden.

Quelle:
Angelus Silesius: Sämtliche poetische Werke in drei Bänden. Band 2, München 1952, S. 115-116.
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