Kaare's Vorbereitungen zum Ting.

[186] Einst unterredeten sich Kaare und Asgrim über die gerichtliche Klage. Asgrim fragte, welche Hülfe Kaare gewonnen habe. Kaare entgegnete, daß Hjalte Skjeggesohn und Mörd Valgardsohn ihm nach allen ihren Kräften helfen würden, ebenso wie Thorgejr Skoragejr und seine Brüder. »Das ist eine große Macht,« meinte Asgrim. »Welche Hülfe empfangen wir von Dir?« fragte Kaare; »Alle Hülfe, die ich leisten kann,« war Asgrim's Antwort; »ich will mein Leben daran setzen und habe auch gute Versprechungen von Gissur Hvide empfangen.« Eines Tages ritt denn Kaare mit Thorhald Asgrimsohn nach Mosfjeld, um mit Gissur zu reden. Dieser empfing sie mit offenen Armen, und sie verweilten lange bei ihm. Schließlich meinte Kaare, er müsse heimreiten. »Du darfst nicht heimkehren,« sprach Gissur, »bevor Du Mörd Valgardsohn veranlaßt hast, die Erhebung der Klage zu übernehmen. Das soll er thun, mag er wollen oder nicht. Es ist nicht mehr als billig, daß ihm das Schwerste aufgebürdet wird, denn er hat sich in dieser ganzen Sache am übelsten benommen.« Darauf wies er Kaare an, wie er verfahren solle, um Mörd zu zwingen. Nach Gissur's Rath ritt nun Kaare zuerst zu Thorgejr Skoragejr, welcher der nächste Anverwandte Nial's war, und von ihm und seinen Brüdern gefolgt, ritt er nach Hof. Mörd empfing sie freundlich, als aber Kaare die Botschaft vorbrachte, die er ihm von seinem Schwiegervater Gissur zu überbringen hatte, antwortete Mörd ausweichend. »Es ist zehnmal gefährlicher, gegen Flose eine Klage anhängig zu machen, als gegen einen anderen,« meinte er. »Es geht so, wie Gissur es sich gedacht hat,« versetzte Kaare; »bei Dir[186] ist nichts Gutes zu suchen. Du bist furchtsam und feig. Deshalb sollst Du aber auch den Lohn empfangen, den Du verdient hast, nämlich daß Thorkatle sogleich von Dir zu ihrem Vater zurückkehre.« Jene machte sich schnell zur Abfahrt bereit und äußerte, sie sei schon längst willens gewesen, sich von Mörd zu scheiden. Dieser aber änderte sofort Gesinnung und Rede, bat sie, ihm nicht zu zürnen und übernahm die Sache. »Jetzt hast Du die Sache auf Dich genommen,« sagte Kaare; »führe sie nun ohne Furcht, denn es gilt Dein Leben.« Mörd versprach, er werde sie ebenso klug wie mannhaft zu Ende bringen. Er berief sogleich Zeugen und besorgte die Vorladung vor Gericht. Er verabredete mit Thorgjer, daß sie mit einander zum Ting reiten wollten, und sie verbanden sich durch Handschlag und Eid, daß keiner den andern verlassen dürfe, so lange Kaare es wünsche und daß der eine für den andern sein Leben einsetzen sollte. So schieden sie in Freundschaft, Thorgejr kehrte heim, Kaare aber ritt zu Asgrim und blieb bei ihm, bis die Tingzeit herannahte.

Quelle:
Die Njalssaga. Leipzig 1878, S. 186-187.
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