Der Angriff auf Bergthorshvol.

[169] In der Nähe von Bergthorshvol befand sich ein Thal. Dahin ritten Flose und seine Mannen und banden ihre Pferde dort an. Auch warteten sie an diesem Ort, bis die Nacht hereinbrach. Jetzt[169] sagte Flose: »Nun wollen wir gegen den Hof hinangehen; wir müssen uns aber dicht geschlossen halten und langsam einherziehen, damit wir sehen, welchen Plan sie fassen.« Nial stand draußen vor dem Hause mit seinen Söhnen und Kaare und allen Dienstmannen, etwa dreißig an der Zahl. »Bleiben sie draußen, dann kann es uns nie gelingen, auf sie einzudringen,« sagte Flose und blieb stehen. »Dann ist es ein klägliches Unternehmen, was wir vorhaben, falls wir sie nicht anzugreifen wagen,« rief Grane Gunnarsohn. »Dahin soll es auch nicht kommen,« versetzte Flose, »wir wollen sie angreifen, selbst wenn sie draußen bleiben; aber wir werden dann solche Verluste erleiden, daß nicht viele werden erzählen können, wer den Sieg davontrug.« »Sie machen halt,« sprach Skarphedin; »sie fürchten, es werde übel für sie ablaufen, falls sie uns angreifen.« »Es wird ihnen noch schwerer werden, uns anzugreifen, wenn wir in das Haus gehen,« erwiderte Nial, »und das wollen wir thun; unser Haus ist eben so stark wie das auf Hlidarende, und doch ging es nur langsam mit dem Angriff auf Gunnar obwohl er allein war.« »Seine Gegner waren wohldenkende Männer,« entgegnete Skarphedin; »sie wollten lieber wieder abziehen, als ihn verbrennen. Aber diese werden uns sofort mit Feuer heimsuchen, wenn sie in andrer Weise keinen Erfolg haben. Sie meinen, und darin haben sie recht, es werde ihr Tod sein, wenn wir ihnen entgehen. Ich aber spüre keine Lust, mich wie ein Fuchs in seiner Höhle räuchern zu lassen.« »Jetzt wollen meine Söhne mir Rathschläge geben,« sprach Nial; »als Ihr jünger waret, befolgtet Ihr meine Rathschläge, und damals gelang Euch alles wohl.« »Laßt uns nach unsres Vaters Willen thun,« sagte Helge, »das frommt uns am meisten.« »Dessen bin ich doch nicht zu sicher,« äußerte Skarphedin, »ihm ist nun der Tod beschieden; aber ich kann schon meinem Vater darin zu Willen sein, mich mit ihm verbrennen zu lassen; ich fürchte den Tod nicht.« Darauf wandte er sich an Kaare und sprach: »Laßt uns bei einander bleiben, Schwager, und uns nicht von einander trennen.« »So habe ich auch gedacht,« antwortete Kaare; »aber ist es uns anders beschieden, dann wird es geschehen und ich kann[170] es nicht ändern.« »Dann räche Du uns,« versetzte Skarphedin, »wie wir Dich rächen, wenn wir Dich überleben.« »So sei es!« sprach Kaare, worauf sie alle hineingingen und sich in der Thür aufstellten. »Jetzt sind sie des Todes,« rief Flose, »laßt uns nun vorwärts eilen und uns unmittelbar vor der Thür aufstellen, damit keiner entweicht, denn das würde uns den Tod bringen!« Sie zogen darauf einen Kreis um das Haus für den Fall, daß es einen geheimen Ausgang habe, Flose aber und seine Mannen näherten sich der Vorderseite des Hauses. Alsbald erhob sich ein Speerkampf. Der erste aus Flose's Schaar, welcher einen Speer entsandte, fiel sogleich durch Rimegyge. »Ihn trafst Du bald,« sagte Kaare zu Skarphedin, »Du bist der trefflichste unter uns allen.« »Dessen bin ich doch nicht ganz sicher,« versetzte Skarphedin und lächelte. Er aber und seine Brüder, sowie auch Kaare verwundeten sehr viele, und Flose und seine Männer konnten nichts ausrichten.

Quelle:
Die Njalssaga. Leipzig 1878, S. 169-171.
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