[Komm braune nacht / umhülle mich mit schatten]

Komm braune nacht / umhülle mich mit schatten /

Und decke den mit deiner schwärtze zu /

Der ungestört sich will mit sonnen gatten

Und im bezirck der engel suchet ruh /

Ja hilff mein ach / eh du noch wirst verschwinden /

Mit linder hand von meiner seele binden.


Wie / hör' ich nicht / willkommen mein verlangen!

Schon im gemach mit leiser stimme gehn?

Fühl' ich mich nicht mit lilien umfangen /

Und meinen fuß auff diesen grentzen stehn /

Wo mir Celinde wird aus thränen lachen /

Aus flammen eiß / aus bette himmel machen.


So tilge nun / o heldin! meine schmertzen /

Wirff mit dem flor die leichte zagheit hin /

Laß meine hand mit deinem reichthum schertzen /

Und mich entzückt das schöne thal beziehn /

Da sich im thau die stummen lüste kühlen /

Und tag und nacht mit ihren farben spielen.


Dein heisser mund beseele mich mit küssen /

Hilff / wenn ich soll an deiner brust versehrn /

Durch linden biß der flüchtigen narcissen

Mir ausgestreckt die stille freude mehrn /

Und möchtest du ja deinen krantz verlieren /

Solln perlen doch die schönen haare zieren.


Mein wort erstirbt / die seele will entweichen /

Ach laß sie doch in enge himmel ein /

Laß schiff und mast in deinen hafen schleichen /

Und deine hand selbst meinen Leitstern seyn /

Du solt alsbald die eingeladne gaben /

Nebst voller fracht statt der belohnung haben.

Quelle:
Herrn von Hoffmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte erster Teil, Tübingen 1961, S. 409-410,422.
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