X.

[8] 1. So wünsch ich jr eine gute nacht,

zu hundert tausent stunden,

Wenn ich die lieb erst recht betracht,

ist mir mein leid verschwunden.

Wenn ich sie ansich, so erfrewet sie mich,

sie hat mein herz besessen,

drumm ich jr in dem hertzen hold bin,

und kan ir nit vergessen.


2. In rechter trew, ist sie mir lieb,

der ich mein hertz hab geben,[8]

Zu dienen jr, ich mich stets ub,

dieweil ich hab das leben.

Denn sie hat mich so gar lieblich

mit jrer zucht vmbfangen,

keins menschen freud, mir hoffnung geit,

nach der mich thut verlangen.


3. Ohn allen falsch wil ich doch sein,

bis an meins lebens ende,

Gegen der allerliebsten mein,

von der ich mich nicht wende.

Mit seufftzen klag, sich nacht und tag,

mein hertz nach jr thut krencken,

desgleich auch ich hoff, sie werd mich

in jr hertz lieblich sencken.

Quelle:
[Anonym]: Das Ambraser Liederbuch vom Jahre 1582. Stuttgart 1845, S. 8-9.
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