CXXXVI.

Wie Thomas Steinmüller, Pfarherr zu Ickingen, eins mals ein Stationierer oder Bettelmönchen verkündet.

[164] 1. Von einen mönch hab ich offt gehört,

der hab im bettel umbher gestört,

wie jn hat sollen verkünden,

Ein pfarherr in der kirchen sein,

ich meint es wer ein märleins schein,

so ists der warheit grunde.


2. Ich mus glauben gentzlich die geschicht,

aller umbstend man mich bericht,

das dorff das wird gennet,

Vom pfarherr an demselben ort,

hat man die predigt angehort,

viel leut die han jn kennet.


3. Gen Icking in den flecken kam,

seines ordens gar ein heiliger man,

man heist sie stationierer,

Am selben ort er predigen wolt,

da einzunehmen auch sein sold,

es seind recht leut verführer.


4. Der pfarherr sprach mein lieber herr,

jhr dörfft euch förchten keiner gfehr,

ich wil euch recht verkünden,

Man wird euch bringen alles gnug,

ich wils verkünden gar fein klug,

jr werds also befinden.


5. Da er hett sein sermon volbracht,

an sein verheissung er gedacht,[164]

des mönchs wolt nit vergessen,

Er kund jn da verkünden fein,

und gab der sachen einen feinen schein,

ich habs nicht freyer gelesen.


6. Er sprach er steht dort in dem chor,

er ist beschorn, gleichwie ein thor,

ein hals hat wie ein farre,

Er hat ein strick umb wie ein dieb,

gebt jr jm viel, es ist jm lieb,

sein kappe tregt ein narre.


7. Thomas Steinmüller ist er genendt,

der diese predigt hat vollendt,

gar fein hat er beschrieben,

Der mönchen art und jr natur,

es wer ja schad wenn die figur,

verschwigen solt sein blieben.

Quelle:
[Anonym]: Das Ambraser Liederbuch vom Jahre 1582. Stuttgart 1845, S. 164-165.
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