CXLI.

Ein anders in voriger Melodey.

[180] 1. Ehe ich auff erd geboren was,

und ehe die mutter mein genas,

in einem landt da hört ich das,

ein esel, kuh, dieselben spitzen linsen : | :

In einem alten schüsselkorb,

dem waren weib und kind gestorb,

da klaget sich ein säges worb,

der bracht jm geld, und dazu koren zinsen.

Dem schüsselkorb ward weh zu einem kinde,

ein haffenreff ward gefatter so geschwinde,

er gbar ein stall vol guter feister schaffe,

des frewet sich ein lere tesch,

ein bettelsack, ein malzen flesch,[180]

ein offengabel in der äsch,

die kamen dar, mit jren gspielen glauffen.


2. Das war ein dreifüs und ein rost,

ein kesselring gab jn gut trost,

ein hechel und ein ambrost,

die kamen dar, mit eines krämers bütten. : | :

Ein gumpestfaß lieff mit jhn dar,

ein spatz ein jungen hund gebar,

des war ein storchennest gewar,

es lieff auch dar, in eines mönches kutten.

Sie namen rath bey einem alten karren,

wie sie alzeit in freuden solten harren,

ein kunckel und ein haspel wurden gefater,

sie sassen al umb das fewr,

nur hörend fürbas abendtewr,

darzu da kam ein öde schewr,

ein kübel malck, an einem thüren garten.


3. Ich stund ein kleine weil darbey,

ein lahmer erlieff drey hasen frey,

ein nackender nam jms alle drey,

und sties sie in den busen so behende. : | :

Das sah ein blinder stum der sprach,

ein igel einen beeren stach,

ein katz fieng meus in einem bach,

ein kuchen schlug den koch wol umb die lende.

Des frewen sich häfen, löffel, und auch pfanne,

mit freuden tantzt ein alte futterwanne,

ein kuh gieng auff eim seil uber ein grabe,

ein esel sprang mit freuden empor,

da tantzt dort her ein traut die mor,

ein kalb das pfeifft hin durch ein rohr,

ich meint nit das kein man gesehen habe.


Quelle:
[Anonym]: Das Ambraser Liederbuch vom Jahre 1582. Stuttgart 1845, S. 180-181.
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