CLIIII.

[201] 1. Moecht ich feins megdlein stets bey dir sein,

nit liebers wolt ich begeren,

es brecht mir freud im hertzen mein,

mit dir in freuden zu leben,

Heimlich und still, das wer mein wil,

dir dienen zu gefallen,

du mein edel frucht, dein geberd und zucht,

liebt mir vor andern allen.


2. Hertzliebster gesell auff die wort,

kan ich dir kein antwort geben,

es zimpt sich nicht an diesem ort,

mit dir in freuden zu leben,

Es brecht gefehr, meiner zucht und ehr,

in solchem fal zu gedencken,

allerliebster gesel, dein ungefell,

kann ich dir jetzt nit wenden.[201]


3. Hertzliebstes megdlein glaub mir fürwar,

wie mich dein lieb thut zwingen,

an einen ort du weist wol wo,

möcht ich dein huld gewinnen,

Die du mir hast, gantz hart und fast,

gegen mir freundlich erzeiget,

ich bit dich, du wöllest mich,

lieb haben vor andern allen.


4. Allerliebster gesell glaub mir fürwar,

wie mich dein lieb umbfangen,

nun ich dirs nit lenger versagen kan,

dieweil ich hab das leben,

Brichstu an mir, Gott rechs an dir,

ich thu dir auch dermassen,

ich bitte dich, du wöllest mich,

in ehren nimmer verlassen.

Quelle:
[Anonym]: Das Ambraser Liederbuch vom Jahre 1582. Stuttgart 1845, S. 201-202.
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