CLVII.

[205] 1. Ein megdlein fein, ist bey mir gesein,

heimlich an einem orte,

es wer mir leid, das jemands wüst,

und es jr kem zu worte,

es brecht gros pein,

dem jungen hertzen mein,

das solt jr mir glauben,

jr brüstlein die sein weis,

jr mündlein das ist rot,

sie tregt zwei falcken äuglein klar.[205]


2. Ein edles kraut, das sie mir eins gab,

ist gewachsen in jrem garten,

ich spielt mit jr, und sie mit mir,

drey schantzen auff einer karten,

die schantzen waren gros,

wie hart sie mich umbschlos,

mit sinnen und mit witzen,

sie truckt mich freundlich an jr brust,

nach meines hertzen lust,

hör auff du machst mich schwitzen.


3. O paradeis, du mein einiger trost,

wo find man deines gleichen,

man stelt sie für der gnaden thür,

einer keyserin thut man sie gleichen,

ich seh sie allzeit gern,

sie leuchtet wie der morgenstern,

mit jren braunen augen,

das liedlein das ist aus,

gemacht zu guter nacht,

in jrem dienst gesungen.

Quelle:
[Anonym]: Das Ambraser Liederbuch vom Jahre 1582. Stuttgart 1845, S. 205-206.
Lizenz:
Kategorien: