CLX.

[208] 1. Kein lust hab ich, des frew ich mich,

zu keiner sunst auf erden,

denn dein allein, beger ich zu sein,

wenn du mir möchtest werden.

Dein zucht und ehr, bezwinget mich sehr,

für alles gut und geldte,

fürwar du bist, schöns lieb ohn arge list,

die schönste in der welte.


2. Ach Gott hilff schier, das ich mög dir,

mein güt und gemüt entdecken,

so hoff ich doch, ich junger knab,

wol dir dein hertz erwecken.

Das du die nacht, dein willen hoch,

allein zu mir thest wenden.

das ist mein bitt, schöns lieb versag mirs nit,

thu mir ein botschafft senden.


3. Verzeuchs nit lang, schaff das es gang,

nach meim und deim willen,

verzuch bringt ehr, mich nicht vermehr,

halt mir die sach in stillen.

Mich deucht das best, das niemands wüst,

darbey so las ichs bleiben,

fürwar ohn spot, schöns lieb der ware Gott,

wöll uns zusammen schreiben.


4. Merck wie ichs mein, durchgehts allein,

mein hertz in grossem trawren,

beut mir dein hand, ohn alle schand,

es sol dich nicht gerewen.

Aus keiner schmach, stell ich dir nach,

dein ehr wil ich bewaren,

das ist mein bit, schöns lieb versag mirs nit,

las mich dein gemüt erfahren.


Quelle:
[Anonym]: Das Ambraser Liederbuch vom Jahre 1582. Stuttgart 1845, S. 208-209.
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