CLXXXI.

[234] 1. Schön bin ich nit mein höchster hort,

las mich du nit entgelten,[234]

lieb geht für schön an manchem ort,

darumb darff ich nicht schelten.

Lieb uberwind,

manch freundlich kind,

thut nach der schön nit fragen,

Lieb macht gros freud,

hör ich alzeit

[sagen] darumb darff ichs mit dir wagen.


2. Schön bin ich nicht, acht das gar klein,

lieb thut all ding bezwingen,

wo lieb nit ist mit trewen schein,

da thut die lieb mislingen.

Denn lieb begert,

ein unverkehrt,

Das magstu wol ermessen,

lieb macht gros gunst,

aus hertzen brunst,

hast mir mein hertz besessen.


3. Schön bin ich nit, das hörstu viel,

darumb las nit unterwegen,

lieb freundlich sein, das ist rechts spiel,

wer heimlich lieb kan pflegen,

In dieser welt,

es selten fehlt,

Nach lieb thut jhr viel ringen,

macht manchen zag,

bey nacht und tag,

also thustu mich zwingen.

Quelle:
[Anonym]: Das Ambraser Liederbuch vom Jahre 1582. Stuttgart 1845, S. 234-235.
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