CXCI.

[242] 1. Nie grösser lieb mir zu handen kam

von wunderlichen schertzen,

Dadurch mein gemüth in freuden schwebt,

und frewet sich im hertzen,

Tag und auch nacht, kurtz umb bedacht,

bin ich gantz unverdrossen,

zu aller zeit, ohn widerstreit,

treib ich mein schwenck und bossen.


2. Freundlicher weis, und kurtzweil viel,

hab ich nit mehr gesehen,

Singen, jagen, und ander spiel,

ich wil jhr guts vergehen,

Mit hertz und mund, aus rechtem grund,

dieweil ich hab das leben,

sie ist der art, gantz ungespart,

jr trew wil sie mir geben.


3. Ach trewes hertz und weiblich zucht,

solt ich bey dir bleiben,

So wird gewend verlanges sucht,

und dörfft nit briefflein schreiben,

Jetzt hin denn her, und weis nit wer

uns beyden möcht versagen,

hett ich die wal gantz uber all,

ich wolt nicht weiters fragen.

Quelle:
[Anonym]: Das Ambraser Liederbuch vom Jahre 1582. Stuttgart 1845, S. 242-243.
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