CXCIIII.

[245] 1. Mein junge zeit, sicht stets nach frewd,

nach lust und gier meines hertzen,

Das macht gut blut, und mir wol thut,

und bringt offt manchen schmertzen,

Liegt nicht daran, ich kom auff ban,

gut ritterspiel zu treiben,

wens muth der rechs, und widersprechs,

der thu sich an mich reiben.


2. Untrewe art, helt widerpart,

spür ich in meinen sachen,

Wer weis wie lang mich heckt die schlang,

das ich sein auch würd lachen,

Hoff noch der zeit, glück kompt mit freud,

das ich schier werd gerochen,

es darff nicht frag, und ligt am tag,

wie man mit mir thut pochen.


3. Frisch und kurtzumb, wens lust der kom,

sol finden kein verzagen,

Ich führ rot und weis, gelb braun mit fleis,

und thu die farb jetzt tragen,

zu gefallen der, ich weis wol wer,

kom hilff und schick, das mir auch schein die sonne.


Quelle:
[Anonym]: Das Ambraser Liederbuch vom Jahre 1582. Stuttgart 1845, S. 245.
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