CCVIII.

[265] 1. Nun grüß dich gott, mein mündlein rot,

erst heb ich an zu singen schon

von dir mein schatz,

laß dich die falschen kleffer nit verführen,

scheid nit von mir,

scheid nit von mir,

hertz muth und sinn steht gantz zu dir.


2. Zu dieser freud, zu seiner zeit,

dadurch mein hertz, mus leiden schmertz,

zu dieser fahrt, jungfrewlein zart,

der feyelstam, lavendelzweig,

lavendelzweig,

las dein braun äuglein auff mich schießen.[265]


3. O du mein zier, scheid nit von mir,

du edle kron, du geliebst mir schon,

geziert mit fleiß, dein ärmlein weis,

dein mündlein fein, die braun äuglein dein,

braun äuglein dein,

leuchten wie der helle carfunckelstein.


4. O du mein trost, und werder lust,

du edles kraut, Gott hat dich selber gebawt,

geziert mit fleis,

vergis nit mein, im jungen hertzen dein,

durch all dein güt,

durch all dein güt,

darumb ich dich jungfrewlein bit.


5. Ach du balsam und feyelstam,

mejeran du schöner basiliam,

gedenck du mein, in dem jungen hertzen dein,

von edler art,

von edler art,

wend mir mein trawren jungfrewlein zart.

Quelle:
[Anonym]: Das Ambraser Liederbuch vom Jahre 1582. Stuttgart 1845, S. 265-266.
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