CCXII.

[270] 1. Kein lust hab ich, des frew ich mich

zu keiner sonst auff erden : | :

Denn dein allein, beger ich zu sein

wenn du mir möchtest werden.

Dein zucht und ehr bezwinget mich sehr,

für alles gut und geldte,

Fürwar du bist schöns lieb, ohn arge list,

die schönest in der welte.


2. Ach Gott hilff schier, das ich mög dir

mein gut und gemüth entdecken : | :

So hoff ich doch, ich junger knab,

wöll dir dein hertz entwecken (so).

Das du die nacht dein willen hoch

allein zu mir thets wenden,[270]

Das ist mein bitt, schöns lieb versag mirs nit,

thu mir ein botschafft senden.


3. Verzeug nit lang, schaff das es gang,

nach meinem und deinem willen : | :

Verzug bringt ehr, mich nicht vermehr,

halt mir die sach in stillen.

Mich deucht das best, das niemands wüst,

darbey las ichs bleiben,

Fürwar ohn spott, schöns lieb der ware Gott

wöl uns zusammen schreiben.


4. Merk wie ich mein, durchgehst allein,

mein hertz in grossen trawren : | :

Beut mir dein hand, ohn alte schand,

es sol dich nit gerewen.

Auß keiner schmach stell ich dir nach,

dein ehr wil ich bewaren,

Das ist mein bitt, schöns lieb versag mir nit,

las mich dein gemüth erfahren.

Quelle:
[Anonym]: Das Ambraser Liederbuch vom Jahre 1582. Stuttgart 1845, S. 270-271.
Lizenz:
Kategorien: