XXXVI.

[32] 1. Hertz einiges lieb, dich nicht betrüb,

so uns die zeit, jetzt widerstreit,

sichst doch wol wie, das kein mensch hie,

so selig lebt, wie hoch er schwebt,

zu zeiten jhm etwas widerstrebt.


2. Leb gleich als ich, das bitt ich dich,

in hoffnung wart unfal uns nicht,

lang jrren sol, erkens doch wol,

was unntrew kan, dasselb sich an,

mein hertz dir guts für andern gan.


3. Nach solcher schwer, mein trew beger,

die dir voran, ohn abelan,

stets ist verpflicht, fürwar mit nicht,

ich von dir setz, mit keiner letz,

freundlich dich sicher alles leids ergetz.

Dis lied haben uns die weisen bedacht,

von einer schönen jungfrawen gemacht.

Quelle:
[Anonym]: Das Ambraser Liederbuch vom Jahre 1582. Stuttgart 1845, S. 32.
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