XXXIX.

[33] 1. Kein lieb ohn leid, mag mir nit widerfahren,

dieweil ich pfleg der lieben art,

ich wil mein hertz nit lenger sparen,

ich hab es offt und viel bedacht.

Was lieb vermag, kömpt alles an tag,

köndt ich dein gunst erwerben,

kein trost ich hab, und las nicht ab,

viel lieber wolt ich sterben.[33]


2. Reden, dulden, trachten im hertzen leiden,

dan ist der rechten lieben art,

heimlich und still im hertzen schweigen,

daran gedenck du schön und zart.

Wiewol mein gunst ist gar umbsunst,

verlorn sind all mein sachen,

ich trag gedult, feins lieb on alle schuld,

vor trawren mus ich lachen.


3. Hoffnung mein trost, mein steter sinn,

hast mich noch nie betrogen,

es wird viel verloren, kömpt böslich umb,

wer es darauff thut wagen,

Merck was ich dir sag, gros ist mein klag,

ach Gott wie weh thut scheiden,

bedenck dich recht, ich bin ein armer knecht,

schwartz braun wil ich mich kleiden.

Quelle:
[Anonym]: Das Ambraser Liederbuch vom Jahre 1582. Stuttgart 1845, S. 33-34.
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