LIX.

[55] 1. Ich weis ein frewlein hübsch und fein,

wolt Gott ich solt heint bey jr sein,

solt freundlich mit jr schertzen.

In zucht und ehr, nicht mehr ich beger,

denn ich sie lieb von hertzen.


2. Ir mündlein rot, jhr brüstlein schneeweis,

jhr leib gezieret mit gantzem fleis,

nichts ist an jhr vergessen.

Ihr adelich gemüt, macht das ich wüt

unnd kan jr nicht vergessen.


3. O edler schatz, du mein höchster hort,

tröst mich mit einem freundlichen wort,

so wird mein hertz erquicket.

Thust du das nit, fürwar sag ich,

mein hertz in jammer erstickt.[55]


4. Tröst mich, tröst mich, du mein edler schatz,

gib mir zuletzt einen freundlichen schmatz,

obs schon nicht allen gefelt,

Denck du an mich, wie ich an dich,

mein hertz hat sich zu dir gesellet.

Quelle:
[Anonym]: Das Ambraser Liederbuch vom Jahre 1582. Stuttgart 1845, S. 55-56.
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