VI.

[5] 1. Ach lieb und leid, wie hastu dein bescheid,

kleglich in kurtz gespielt auff mich:

Ich hette gemeint, wer stets vereint,

das lieb nicht solt verwandeln sich.

Nun hat vnglück, gebraucht sein tück,

genomen hin, mein sinn,

darumb ich betrübt hart,

mich rewet die zart,

weiblicher art,

fast schön jung, lieblich u fromm.


2. Elend du hast mich streng gefast,

in sehnen u verlangen gros:

Das alle mein freud, zu rücke leid,

und steht ohn allen trost gantz blos.

Was fieng ich an, verweister man,

weis nicht wol end,[5]

ich komb jetzt wo ich wöll,

ist ungestell

stets mein gesell,

die fast schön, jung lieblich und fromb.


3. Sehnliches leid, ist jetzt mein weyd,

entfrembd ist mir meins hertzen lust:

Was hilfft mich das ich bey jr was,

vnd solt nun sein all freud umb sonst.

Gar schmertzlich, mus leiden ich,

betrübter man,

ich kan nicht umbwenden zur freud,

kein trost mir geid

seind das ich meid,

die fast schön jung, lieblich und fromb.

Quelle:
[Anonym]: Das Ambraser Liederbuch vom Jahre 1582. Stuttgart 1845, S. 5-6.
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