LXXXII.

[82] 1. Wo sol ich hin, wo sol ich her,

wo sol ich mich hin keren,

Ach Gott mein herr send mir dein hilff,

und thu mich weisen und lehren.[82]

Ich bin entzündt, mein hertz das brint,

ich kann nit frölich werden,

das schafft die aller schönste mein,

die ich hab auf dieser erden.


2. Von edler art ein frewlein zart,

hat mir mein hertz besessen,

Ir zucht und ehr, erfrewt mich sehr,

ich kann jr nit vergessen.

Ir schöne zier, erfrewet mich,

sie geliebet mir in dem hertzen,

wenn ich sie ansich, so erfrewt sie mich,

so benimpt sie mir all mein schmertzen.


3. Ich bin bereit, in stetigkeit,

in jrem dienste zu bleiben,

Keine falschen zungen auff erden nit sein,

die mich von jr sollen treiben.

Ir angesicht erfrewet mich,

sie geliebet mir vor andern allen,

das ist mein biet, verschmeh mich nit,

last euch meinen dienst gefallen.


4. Ich weis nit mehr, Gott bewar dein ehr,

vor allen falschen zungen,

Der falschen kleffer sein so viel,

sie schaffen nicht viel frommen.

Viel glück und heil, das wünsch ich dir,

das wüntsche ich dir von hertzen,

Gott spar dich gesund, zu aller stund,

das dir nit misselinge.

Quelle:
[Anonym]: Das Ambraser Liederbuch vom Jahre 1582. Stuttgart 1845, S. 82-83.
Lizenz:
Kategorien: