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Doct. Faustus ein Artzt, vnd wie er den Teuffel beschworen hat.

[13] Wie obgemeldt worden, stunde D. Fausti Datum dahin, das zulieben, das nicht zu lieben war, dem trachtet er Tag vnd Nacht nach, name an sich Adlers Flügel,[13] wolte alle Gründ am Himmel vnd Erden erforschen, dann sein Fürwitz, Freyheit vnd Leichtfertigkeit stache vnnd reitzte jhn also, daß er auff eine zeit etliche zäuberische vocabula, figuras, characteres vnd coniurationes, damit er den Teufel vor sich möchte fordern, ins Werck zusetzen, vnd zu probiern jm fürname.3 Kam also zu einem dicken Waldt, wie etliche auch sonst melden, der bey Wittenberg gelegen ist, der Spesser Wald genandt, wie dann D. Faustus selbst hernach bekandt hat. In diesem Wald gegen Abend in einem vierigen Wegschied machte er mit einem Stab etliche Circkel herumb, vnd neben zween, daß die zween, so oben stunden, in grossen Circkel hinein giengen, Beschwure also den Teuffel in der Nacht, zwischen 9. vnnd 10. Vhrn. Da wirdt gewißlichder Teuffel in die Faust gelacht haben, vnd den Faustum den Hindern haben sehen lassen, vnd gedacht: Wolan ich wil dir dein Hertz vnnd Muth erkühlen, dich an das Affenbäncklin setzen, damit mir nicht allein dein Leib, sondern auch dein Seel zu Theil werde, vnd wirfst eben der recht seyn, wohin ich nit (wil) ich dich meinen Botten senden, wie auch geschah, vnnd der Teuffel den Faustum wunderbarlich äfft vnnd zum Barren bracht. Denn als D. Faustus den Teuffel beschwur, da ließ sich der Teuffel an, als wann er nicht gern an das Ziel vnd an den Reyen käme, wie dann der Teuffel im Wald einen solchen Tumult anhub, als wolte alles zu Grund gehen, daß sich die Bäum biß zur Erden bogen, Darnach ließ der Teuffel sich an, als wann der Waldt voller Teuffel were, die mitten vnd neben deß D. Fausti Circkel her bald darnach erschienen, als wann nichts denn lauter Wägen da weren, darnach in vier Ecken im Wald giengen in Circkel zu, als Boltzen vnd Stralen, dann bald ein grosser Büchsenschuß, darauff ein Helle erschiene, Vnd sind im Wald viel löblicher Instrument, Music vnnd Gesäng gehört worden, Auch etliche Täntze, darauff etliche Thurnier mit Spiessen vnd Schwerdtern,[14] daß also D. Fausto die weil so lang gewest, daß er vermeynt auß dem Circkel zu lauffen. Letztlich faßt er wider ein Gottloß vnd verwegen Jürnemen, vnd beruhet oder stunde in seiner vorigen condition, Gott geb, was darauß möchte folgen, hube gleich wie zuvor an, den Teuffel wider zu beschweren, darauff der Teuffel jhm ein solch Geplerr vor die Augen machte, wie folget: Es ließ sich sehen, als wann ob dem Circkel ein Greiff oder Drach schwebet, vnd flatterte, wann dann D. Faustus seine Beschwerung brauchte, da kirrete das Thier jämmerlich, bald darauff fiel drey oder vier klaffter hoch ein feuwriger Stern herab, verwandelte sich zu einer feuwrigen Kugel, deß dann D. Faust auch gar hoch erschracke, jedoch liebete jm sein Fürnemmen, achtet jhms hoch, daß jhm der Teuffel vnterthänig seyn solte, wie denn D. Jaustus bey einer Gesellschafft sich selbsten berühmet. Es seye jhm das höchste Haupt auff Erden vnterthänig vnd gehorsam. Darauff die Studenten antworteten, sie wüßten kein höher Häupt, denn den Keyser, Bapst oder König. Drauff sagt D. Faustus, das Häupt, das mir vnterthänig ist, ist höher, bezeugte solches mit der Epistel Pauli an die Epheser, der Fürst dieser Welt, auff Erden vnd vnter dem Himmel, etc. Beschwur also diesen Stern zum ersten, andern, vnd drittenmal, darauff gieng ein Fewerstrom eines Manns hoch auff, ließ sich wider herunder, vnnd wurden sechs Liechtlein darauff gesehen, Einmal sprang ein Liechtlin in die Höhe, denn das ander hernider, biß sich enderte vnd formierte ein Gestalt eines fewrigen Manns, dieser gieng vmb den Circkel herumb ein viertheil Stund lang.4 Bald darauff endert sich der Teuffel vnd Geist in Gestalt eines grauwen Münchs, kam mit Fausto zusprach, fragte, was er begerte. Dar auff war D. Fausti Beger, daß er morgen vmb 12. Vhrn zu Nacht jhm erscheinen solt in seiner Behausung, deß sich der Teuffel ein weil wegerte.[15] D. Faustus beschwur jhn aber bey seinem Herrn, daß er jm sein Begern solte erfüllen, vnd ins Werck setzen. Welches jm der Geist zu letzt zusagte, vnd bewilligte.

Quelle:
Historia von D. Johann Fausten. In: Das Volksbuch vom Doctor Faust. Halle a.d.S. 21911, S. 13-16.
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