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Die andere Disputation Fausti mit dem Geist, so Mephostophiles genennet wirdt.

[18] Abendts oder vmb Vesperzeit, zwischen drey vnd vier Vhren, erschien der fliegende Geist dem Fausto wider, der erbotte sich jhm in allem Vnterthänig vnd gehorsam zu seyn, dieweil jm von seinem Obersten Gewalt gegeben war, vnnd sagt zu D. Fausto: Die Antwort bring ich dir, vnnd Antwort mustu mir geben. Doch wil ich zuvor hören, was dein Beger sey, dieweil du mir aufferleget hast, auff diese Zeit zu erscheinen. Dem gab D. Faustus Antwort, jedoch zweiffelhafftig vnd seiner Seelen schändlich, denn sein Datum stunde anders nit, dann daß er kein Mensch möchte seyn, sondern ein Leibhafftiger Teuffel, oder ein Glied darvon, vnd begert vom Geist wie folgt:

Erstlich, daß er auch ein Geschickligkeit, Form vnnd Gestalt eines Geistes möchte an sich haben vnd bekommen.8

Zum andern, daß der Geist alles das thun solte, was er begert, vnd von jhm haben wolt.

Zum dritten, daß er jm gefliessen, vnterthänig vnd gehorsam seyn wolte, als ein Diener.

Zum vierdten, daß er sich allezeit, so offt er jn forderte vnd beruffte, in seinem Hauß solte finden lassen.

Zum fünfften, daß er in seinem Hause wölle vnsichtbar regiern, vnd sich sonsten von niemandt, als von jm sehen lassen, es were denn sein Will vnd Geheiß.

Vnd letzlich, daß er jhm, so offt er jhn forderte, vnnd in der Gestalt, wie er jhm aufferlegen würde, erscheinen solt.

Auff diese sechs Puncten antwort der Geist dem Fausto, daß er jhm in allem wolt willfahren vnd gehorsamen, so ferrn daß er jm dagegen auch etlich fürgehaltene[18] Artickel wölle leisten, vnd wo er solches thue, sol es weiter kein noht haben, vnd seind diß darunter deß Geistes etliche Artickel gewesen:

Erstlich, daß er, Faustus verspreche vnd schwere, daß er sein, deß Geistes, eygen seyn wolte.9

Zum andern, daß er solches zu mehrer Bekräfftigung, mit seinem eygen Blut wölle bezeugen, vnd sich darmit also gegen jm verschreiben.

Zum dritten, daß er allen Christgläubigen Menschen wölle feind seyn.

Zum vierdten, daß er den Christlichen Glauben wölle verläugnen.

Zum fünfften, daß er sich nicht wölle verführen lassen, so jhne etliche wöllen bekehren.

Hingegen wölle der Geist jhme, Fausto, etliche Jahr zum Ziel setzen, wann solche verloffen, soll er von jhme geholt werden, Vnd so er solche Puncten halten würde, soll er alles das haben, was sein Hertz belüste vnd degerte, vnnd soll er alsbaldt spüren, daß er eines Geistes gestallt vnnd weise haben würde. D. Faustus war in seinem Stoltz vnnd Hochmut so verwegen, ob er sich gleich ein weil besunne, daß er doch seiner Seelen Seligkeit nicht bedencken wolte, sondern dem bösen Geist solches darschluge, vnnd alle Artickel zuhalten verhiesse. Er meynet der Teuffel wer nit so schwartz, als man jhn mahlet, noch die Hell so heiß, wie mann davon sagte, etc.

Quelle:
Historia von D. Johann Fausten. In: Das Volksbuch vom Doctor Faust. Halle a.d.S. 21911, S. 18-19.
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