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Von einem alten Mann, so D. Faustum von seinem Gottlosen Leben abgemahnt vnd bekehren wöllen, auch was Vndanck er darüber empfangen.

[100] Ein Christlicher frommer Gottsförchtiger Artzt, vnd Liebhaber der H. Schrifft, auch ein Nachbawr deß D. Fausti, Als er sahe, daß viel Studenten jren Auß vnd Eingang, als ein schlüpsswinckel, darinnen der Teuffel wohneten, bey dem Fausto hetten, Name er jme für, D. Faustum mahnen, Beruffte jn derwegen auß einem Christlichen Eyfer in seine Behausung. Faustus erschiene jm, vnder dieser Mahlzeit redte der Alte Faustum also an: Mein lieber Herr vnd Nachbawr, Ich habe zu euch ein freundtliche Christliche Bitt, jhr wöllet mein eyferig fürtragen nicht in argem vnnd vngutem auff vnnd annemmen, Darneben auch die geringe Malzeit nicht verachten, sondern gutwillig, wie es der liebe Gott bescheret, damit für gut nemmen. D. Faustus bahte darauff, er solte jm sein fürhaben erklären, er wolte jm gefälligen Gehorsam leysten. Da fienge der Patron an Mein lieber Herr vnnd Nachbauwer, jhr wisset euwer Fürnemmen, daß jhr Gott vnd allen Heyligen abgesagt, vnd euch dem Teuffel ergeben habt, damit jhr in den größten zorn vnd Vngnad Gottes gefallen, vnd auß einem Christen ein rechter Ketzer vnd Teuffel worden seyt, Ach, was zeiht jhr ewer Seel? Es ist vmb den Leib allein nit zu thun, sondern auch vmb die Seel, so ruhet jr in der ewigen Pein vnd Vngnad Gottes, wolan mein Herr, es ist noch nichts versaumpt, wenn jr allein wider vmbkehret, bey Gott vmb Gnad vnd verzeihung ansuchet, wie jr sehet das Exempel in der Apostelgeschicht am 8. Cap. von Simone in Samaria, der auch viel Volcks verführet hette, denn man hat jn sonderlich für ein Gott gehalten, vnd jn die Krafft Gottes, oder Simon Deus sanctus genennt, diser war aber hernach auch bekehret, als er die Predigt S. Philippi gehört, ließ[100] er sich täuffen, gläubt an vnsern HErrn Jesum Christum, vnd hielt sich hernacher vil bey Philippo, diß wirt in der Apostelgeschicht sonderlich gerümpt, also mein Herr, laßt euch mein Predigt auch gefallen, vnd ein hertzliche Christliche Erjnnerung seyn. Nun ist die Buß, Gnad vnd verzeihung zusuchen, dessen jhr viel schöner Exempel habt, als an dem Schächer, Item, an S. Petro, Mattheo vnd Magdalena, ja zu allen Sündern spricht Christus der HErr: Kompt her zu mir alle die jr mühselig vnd beladen seyt, ich will euch erquicken. Vnd im Propheten Ezechiel: Ich beger nicht den todt deß Sünders, sonder daß er sich bekehr vnd lebe, denn sein Hand ist nit verkürtzt, daß er nit mehr helffen könnte. Solchen fürtrag bitte ich, mein Herr, laßt euch zu Hertzen gehen, vnd bittet Gott vmb Verzeihung vmb Christi willen, stehet darneben von ewerm bösen fürnemmen ab, dann die Zauberey ist wider die Gebott Gottes, seitenmal ers beydes im Alten vnd Newen Testament schwerlich verbeut, da er spricht: Man solle sie nicht leben lassen, man solle sich zu jhnen nicht halten, noch Gemeinschafft mit jhnen haben, Dann es seye ein Grewel vor Gott. Also nennt S. Paulus den Bar Jehu oder Elimas den Zauberer ein Kind deß Teuffels, ein Feind aller Gerechtigkeit, vnd daß sie auch keinen theil an dem Reich Gottes haben sollen. Doc. Faustus hörte jm fleissig zu, vnd sagte daß jhm die Lehr wolgefiele, vnd bedanckt sich dessen gegen dem Alten seines wolmeinens halber, vnd gelobte solchem, so viel jhme müglich were, nachzukommen, damit name er seinen Abschied. Als er nun zum Hauß kame, gedacht er diser Lehr vnd vermahnung fleissig nach, vnd betrachtete, was er doch sich vnd sein Seel geziehen, daß er sich dem leidigen Teuffel also ergeben hette, Er wolte Buß thun, vnnd sein versprechen dem Teuffel wider auffsagen61. In solchen Gedancken erscheinet jm sein Geist, tappet nach jm, als ob er jhme den Kopff herumb drehen wolte, vrd warff jm für, was jhn dahin bewogen hette, daß er sich dem Teuffel ergeben, nemlich sein frecher Mutwillen. Zu dem habe er sich versprochen, Gott vnd allen Menschen feind zuseyn, diesem[101] versprechen komme er nu nit nach, wölle dem alten Lauren folgen, einen Menschen vnd Gott zu huld nemmen, da es schon zuspat, vnd er deß Teuffels seye, der jhn zuholen gut macht habe, wie er dann jetzunder befelch, vnd deßhalben allda seye, daß er jme den garauß machen soll, oder aber, er solle sich alsbald nider setzen, vnd sich widerumb von newem verschreiben mit seinem Blut, vnd versprechen, daß er sich keinen Menschen mehr wöll abmanen vnd verführen lassen, vnd dessen soll er sich nun baldt erkleren, ob er es thun wölle oder nicht. Wo nit, wölle er jn zu stücken zerreissen. D. Faustus gantz erschrocken, bewilligt jm widerumb auffs newe, setzt sich nider, vnd schreibt mit seinem Blut, wie folgt, welches schreiben denn, nach seinem Todt, hinder jm gefunden worden.

Quelle:
Historia von D. Johann Fausten. In: Das Volksbuch vom Doctor Faust. Halle a.d.S. 21911, S. 100-102.
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