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Von Dienstbarkeit deß Geistes, gegen D. Fausto.

[24] Als D. Faustus solchen Grewel dem bösen Geist mit seinem eignen Blut vnd Handschrifft geleistet, ist gewißlich zuvermuhten, daß auch Gott vnd alles Himmlisches Heer von jhme gewiechen. In dem hat er nun sein Thun angerichtet, nit wie ein rechter Gottseliger Haußvatter, sonder wie der Teuffel, wie Christus der HERR von jhme sagt, der ein solche Behausung vnd Tabernacul hat, wo er in einem Menschen wohnet, Der Teuffel hat bey jhme einforiert, vnd gewohnet, wie auch zwar nach dem Sprichwort D. Faustus den Teuffel zu Gast geladen hat.

D. Faustus hat seines frommen Vettern Behausung jnnen, wie ers dann jme auch im Testament vermacht hatte, bey jhme hett er täglich ein jungen Schüler zum famulo, einen verwegnen Lecker, Christoph Wagner genannt, dem gefiele dieses Spiel auch wol, deßgleichen jne sein Herr tröstete, er wolte einen hocherfahrnen vnd geschickten Mann auß jhme machen, vnndt wie die Jugendt vorhin mehr zum bösen, denn zum guten geneiget, also war diesem auch13. So hat D. Faustus, wie oben gesagt, niemands in seinem Hauß, als seinen famulum, vnd seinen bösen Geist Mephostophilem, der[24] jmmerdar in gestallt eines Mönchs vor jhme wandelte, den beschwur er in seinem Schreibstüblein, welches er jederzeit verschlossen hatte.

Sein Nahrung vnd Proulandt hatt D. Faustus vberflüssig, wann er einen guten Wein wolte haben, bracht jme der Geist solchen auß den Kellern, wo er wolte, wie er sich dann selbst einmal hören lassen, er thete seinem Herrn dem Churfürsten, auch dem Hertzogen auß Bäyrn, vnd dem Bischoffen von Saltzburg, viel Leyds in den Kellern, So hatte er täglich gekochte Speiß, dann er kundte ein solche zauberische Kunst, daß so bald er das Fenster auffthete, vnd nennet einen Vogel, den er gern wolt, der floge jhme zum Fenster hinein.14 Deßgleichen brachte jhme sein Geist von allen vmbligenden Herrschafften, von Fürsten oder Graffen Höfen, die beste gekochte Speiß, alles gantz Fürstlich, Er vnd sein Jung giengen stattlich gekleydet, welches Gewand darzu jhme sein Geist zu Nachts, zu Nürmberg, Augspurg oder Franckfurt einkauffen oder stehlen muste, dieweil die Krämer deß Nachtes nicht pflegen im Kram zusitzen, So müssen sich auch die Gerber vnnd Schuster also leiden.

In Summa, es war alles gestolne vnd entlehnete Wahr, vnnd war also ein gar erbare, ja Gottlose Behausung vnd Narung, Wie Christus der HERR durch Johannem, den Teuffel auch einen Dieb vnd Mörder nennet, der er auch ist.

Noch hat jme der Teuffel versprochen, er wölle jme Wochentlich 25. Kronen geben, thut das Jahr 1300. Kronen, das ward sein Jars Bestallung.

Quelle:
Historia von D. Johann Fausten. In: Das Volksbuch vom Doctor Faust. Halle a.d.S. 21911, S. 24-25.
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