CVII. Der hintergangene Bauer.

[231] Einsmahls gieng ein Bauer über die neue Brücke zu Amsterdamm / und trug unter seinem Arm einen Sack mit Bettlacken / umb solche zu verkauffen. Wie er nun über die Brücke gehet / kombt eine Person / und Spricht ihn an / fragend; Mein Freund / wo gehet die Reise nach zu? nirgends hin / sagte der Bauer / ich wolte diese Lacken gerne verkauffen / ich komme itzund von einem Orth her / da sie mir sehr wenig nach meiner Meynung darauff biethen / ich muß sehen /daß ich etwas mehr darfür kan bekommen; Was /sagte der ander / seyd ihr ein Narr / ich weiß einen Schiffer / der ein Genuesfahrer ist / der itzo überal Latens auffkauft / die er nur bekommen kan / da solt ihr noch wol einmahl so viel Geld dafür kriegen. Das wil ich wol thun / sagte der Bauer / wo wohnt der Schiffer? Hier nahe bey / sagte der ander. Der Bauer gieng mit diesem Vögel fort / und nicht weit von dannen giengen sie mit einander in eine Herberge; Wie der Bauer hinein kam / fragte er / wo der Schiffer were? Es ward geantwortet / er ist eben itzo außgangen / er wird aber alsbald wieder hier seyn. Man forderte ein Glaß-Bier / und wie sie ein wenig gesessen hatten /kam eine Person in das Gemach / da der Bauer mit seinem Meckeler zu den Laken saß / der ihm dem Kauffmann anweisen solte. Nun die Person so hinein[231] kam / sagte zu ihnen / meine Herren mache ich euch auch einige Verhinderung? Nein / sagte der ander /ich warte nur nach den Schiffer der nach Genua fähret / ich wolte sehen / daß ich vor diesen Freund 30 Bettlaken ihm verkauffen könte. Wol / ist es anders nicht /so hoffe ich euch daran nicht verhinderlich zu seyn. Dieser Letzte ließ ihm auch ein Glaß-Bier reichen /und wie sie so da sassen / und der Haußmann auf den Schiffer wartete / redete man bald von diesem bald von jenem. Endlich komt es auff eine Karte auß / die ward vor den Tag gebracht / und diese zween beginnen mit einander zu spielen. Sie spielten ein Spiel oder zwey / da sagte der eine / so den Bauer hinein geführet hatte / zu ihm / was düncket euch / soltet ihr es mit mir wol halten wollen? mich düncket / daß ich schon Spiel habe: Ich kan nicht spielen / sagte der Bauer / was solt ich dann davon urtheilen? zudem hab ich auch kein Geld. Der es nun mit dem Bauer halten wolte / gewan wol vier oder fünff Spiele nach einander / stieß den Bauer an / und sagte heimlich zu ihm /sehet ihr wol / da hättet ihr bereits so viel gewonnen: Endlich der Bauer wolte es einmahl mit seinem sich also stellenden Freund halten / und setzte ein Bettlaken gegen einen Reichsthaler auff / er gewan daß Spiel / das machte ihm einen Muth. Der Bauer gedachte Geld zu gewinnen / und hielt weiter mit dem Spielen an: Dieses gieng also ein mahl drey oder vier fort / eins umbs ander an; Endlich verlohr der Bauer alle seine Bettlaken / ehe er den Schiffer gesehen / der dieselben von ihm kauffen solte; Auff diese Weise hatte der Bauer seine Bettlaken sonder Geld verkaufft.

Quelle:
Schau-Platz der Betrieger: Entworffen in vielen List- und Lustigen Welt-Händeln [...]. Hamburg, Frankfurt am Main, 1687, S. 231-232.
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