CXIII. Der listige Mantauner.

[246] Zu Mantua / einer berühmbten Lombardischē Stadt /sahe einer auff eine Zeit einem Pfaffen einen grossen Beutel mit Geld tragen / welchen er ansprach / daß er ihme für seinem Dorff. Pfarrer hülffe ein Chor-Hembd kauffen. Der Pfaff ist dessen zu frieden / und gehen sie mit einander in einen Laden. Als nun der Betrieger wolte / daß der Pfaff solches anziehen solte / damit er / ob es die rechte Länge und Weite hätte / sehen möchte / und der Pfaff deßwegen den Beutel von sich legte / und umbwendete / da nam der Dieb geschwind denselbigen / und lieff darvon: Der Pfaff aber ihm nach / und der Kauffmann hinter dem Pfaffen her. Weiln aber der Dieb schrye / man solte den unsinnigen Pfaffen halten / und solches / weil er im Chor-Hembd über die Gassen / beym hellen Tag / lieffe /geglaubt ward / so ist der Dieb also mit dem Gelb entloffen. Dergleichen soll sich auch vor Jahren zu Anterst zugetragen haben.

Quelle:
Schau-Platz der Betrieger: Entworffen in vielen List- und Lustigen Welt-Händeln [...]. Hamburg, Frankfurt am Main, 1687, S. 246.
Lizenz:
Kategorien: