CXIX. Das gestohlne Pferd.

[252] Eben in dieser berühmbteen Italiänischen See-Stadt war ein berühmbter Chirurgus / Jacobo Segge genant / welcher in der gantzen Stadt hin und wieder viel Patienten hatte / derowegen / solche zu besuchen / er ein gutes Klepperlein weisser Farb / hatte. Nun befande sich aber ein listiger Dieb / der ihme solches nicht allein heimlich aus dem Stall entwendet / sondern noch über das / diesem Barbirer einen sondern Possen reissen wolte. Kauffte derowegen gute schwarze Farb bey einem Seidenfärber / und machte das Pferd allerdings schwartz / rute solches folgends an das Orth /da man Pferd seil zuhaben pflegte. Bote selbiges doch also theuer / daß es niemand kauffen kunte / biß oberwehnter Barbierer ihm auffstieß / welchem ebenmässig keines unter den Pferden / sonst feil waren / zuschlagen wolte: also / daß ihm endlich sein eignes /und zwar umb ein rechtes Geld angetragen ward. Welchem dann diese Waar über die massen wolte fiel / mit vermelden / daß er wol bey seinem Eyd betheuten könte / daß er unter unzahlbahren Pferden noch keins angeroffen / welches / ausserhalb der Farb / seinem verlohrnen guten Schimmel mehr gleich were. Der Verkäuffer ließ mit ihme handlen / schwur auch bey seinem Eyd und Gewissen / daß dieser Kauff ihn /den Käuffer / gar nicht reuen werde / es were dann vielleicht / wann er solch Pferd zuviel netzen oder abwaschen möchte. Mester Jacob ließ sich dieses nicht irren / und sagt: Daß seine Jungen ohne daß nicht gar embsig / und diß Orts gern diese[253] Mühe sparen würden. War auch solches Kauffs je länger je mehr also froh / daß er offt seinem Gesind vermelder Erwehnete in Warheit nunmehr / daß er den Verlust seines vorigen Klepperleins nicht empfinde / in Ansehung dieses selbigem durchauß in allen guten Tugenden so gleich und ähnlich were. Weil aber auff eine Zeit starck ein langwirig Regenwetter eingefallen / doch nichts destomniger / dieser gute Mann hin und wieder reisen muste / fier sein Kleper an allgemach etwas graulicht / und folgend Tag fast gar zu einem Schecken / er auch drüber halb unsinnig / und zu einem Gecken zuwerden. Thät also mit höchstem Unwillen allererst verstehen / wie und welcher Gestalt das Wasser ihme den Reukauff verursachen möchte.

Quelle:
Schau-Platz der Betrieger: Entworffen in vielen List- und Lustigen Welt-Händeln [...]. Hamburg, Frankfurt am Main, 1687, S. 252-254.
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