CXXIII. Der listige Pabst.

[259] Pabst Bonifacius VIII. hat aus grossem brenendem Ehrgeitz etliche Buben heimlich verordnet / und in des Pabsts Coelestini Schlaffkammen (der sonst ein schlechter und einfältiger Mann war) ein geschickt /welche des Nachts mit leiser Stimm / gleich als wann sie vom Himmel were / ihn überrreden solten / daß er von dem Päbstlichen Ampt und Hoheit solte abstehen / dafern er sonst gedächte beym Leben zu bleiben. Mit solcher List hat er diesen einfältigen Mann betrogen /und ihn nicht allein von der Päbstlichen Hoheit herunter gestossen / sondern hat ihn auch / als einen Übelthäter / zur ewigen Gefängnüs verdampt / daß er also grosser Sorg und Hertzenleyd für der Zeit hat sterben und sein Leben schliessen müssen. Als er Pabst worden / hat er sehr hefftig wieder den König in Franckreich / Philippum / mit dem Bann gewütet / und sich unterstanden / ihm das Königreich zu nehmen / und an den Römischen Stul zu bringen / darauff der König solchen seinen listigen Practiquen zuvor kommen /dieselben zu nicht gemacht / und hat den Pabst selbst gefangen genommen / und im Gefägnüß tödten lassen / welches ein neues aber doch rechtmässiges Exempel der Rache gewesen / an dem Pabst zu Rom bewiesen. Und diß ist der jenige Pabst / von man insgemein sagt: Er hat das Pabsthumb erlanget wie ein Fuchs /hat gelebet wie ein Löw / und ist gestorben wie ein Hund.

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Schau-Platz der Betrieger: Entworffen in vielen List- und Lustigen Welt-Händeln [...]. Hamburg, Frankfurt am Main, 1687, S. 259.
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