CXXVI. Der falsche Potentat.

[265] Mit was für sonderlichen Practiquen manchmahl sich dieser oder jener für einen Printzen / König oder Käyser außgegeben / und gute Zeit dafür geachtet worden / davon haben wir über Vorgemeltes[265] noch verschiedene Exempel. Daneben auff solche Weise / gab sich ein Liederlicher Gesell Anno 1275 in Flandern vor Balduinum der Gräffin Johannæ Vater auß / welcher Käyser zu Constantinopel gewesen / und zu Adrianopel war verlohren worden / als man ihn aber umb sonderbahre Sachen befragte / verstummete er / und muste sein Leben am Galgen enden. Anno 1286 gab sich einer / Nahmens Tilo Calupus / vor Käyser Friedericum Suevum auß / und sagte / er wäre nicht gestorben / sondern Walfahrten gewesen / dem auch unter andern vielen Fürsten / Hertzog Henrich von Braunschweig glaubete / der des Käysers Tochter hatte / massen er viele Heimligkeiten wuste / weil er sich lange Zeit an des Käysers Hoff auffgehalten /aber Rudolphus Habspurgensis / damahliger Käyser /kam hinter seine Stücklein / und ließ ihn verbrennen. Als König Olaus von Dännemarck nach Schweden seegeln wolte / da blieb das Schiff in einem Sturm /etliche Leute aber schwummen davon / darauff begab sichs / daß die Dantziger ein Kitzel an kam / den Dähnen eines anzumachen / sie traffen einen Bauren an / welcher dem König Olao in allem gleich war /demselben verhiessen sie / ihn als einen König nach Copenhagen zufhüren / wann er ihrer wieder eingedenck sein wolte / dieser willigte drein / und weil er vermittelst eines Spiritus familaris alle Heimligkeiten wuste / so ward er mit freuden angenommen / ehe aber die Königin mit ihm zu Bette gienge / ließ sie Achtung auff seinen Nabel geben / welcher dem König Olao so groß als ein Hüner Ey vor dem Bauch gelegen dabey ward er erkant / unn am folgenden Tage verbrandt. Anno 1583 betrog ein Kürßner /Nahmens Moritz Eußner den König von Spanien über die massen liederlich / er gab sich auß vor einen Schlesischen Fürsten / hatte viel Diener / und gab vor / daß er und[266] sein gantzes Land die Römische Religion angenommen hätte / worüber der König dermassen erfreuet war / daß er ihn in grossen Ehren hielt / und grosse Geschencke reichen ließ / weil aber ein Schlesischer Edelmann ungefehr an eben diesem Spanischen Hofe sich mit ihm wegen etlicher vornehmen Geschlechte zu Hause in einen Discours einlässet /und er nicht darauff antworteten kan / so ward der Betrug offenbahr / und er sambt seinen Dienern in köstlichem Peltzwerck bekleidet / mit langsahmen Feuer zu tode geschmäuchet. Ich würde nachfolgendes Exempel ebenmäßig zusammen ziehen / wann es nicht überaus merckwürdig wehre.

Quelle:
Schau-Platz der Betrieger: Entworffen in vielen List- und Lustigen Welt-Händeln [...]. Hamburg, Frankfurt am Main, 1687, S. 265-267.
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