CLXV. Der betrogene Edelmann.

[376] Als auff eine Zeit ein vornehmer Frantzösischer von Adel / Nahmens du Mont / auff seinem schönen Land-Gut sich mit der Jacht sich ergetzete / begegnete ihm einer mit grimmigem Anblick / sprechend: Wer macht dich so kühn / daß du unbesprochen meiner / auff dieser Gegend jagest? du Mont gibt freundlich zur Antwort: Er könte mit gutem Fug hierumb ungehindert seiner und anderer jagen / weil es auff seinem eigenthümblichen Gut wäre / und hätte er im Gegentheil die Macht nicht / auff das Seine[376] zu gehen. Worauff diese zween mit Worten soweit an einander kommen /daß sie entlich Außforderung thun / sich den andern Tag ein Meilweges von der Stadt finden zu lassen. Wie nun die Außforderungs-Parthey gemacht war /und du Mont sich mit dem andern zur bestimbten Zeit stellete / auch einander angiengen / befand sichs / daß du Mont dem andern weit-obgelegen war / also / daß er ihn auch entlich zu Boden legte. Dieses geschahe zu allem Unglück / eben / als man alle Außforderung ernstlich verbotten / darumb ward du Mont von des entleibten Eltern durch das Parlament hart verfolget /daß man ihme seine Güter confiscirt / nachdem er kaum so viel Zeit hatte daß er tausend Cronen / sich damit auß dem Staub zu machen / zu sich nehmen konte. Als nun du Mont wieder nach Pariß seinen Proceß außzuführen ziehen wolte / und unterwegs im Wald bey Compiegne ist / sahe er sich von 6 Räubern überfallen / wie er dieselbe vermerckte / hatte er in einem Sack zwey hundert Pistoletten eingebunden /den wirfft du Mont / ehe sie zu ihm kommen / hinter einen Busch. Diese Räuber umbgaben ihn mit ungestümm / und führen ihn mit sich in das Gehöltz / an wüsten Oerther / nahmen ihm sein Pferd / Geld und Kleider / und legten ihm ein schlechtes Leinen-Kleid an. Du Mont / weil er noch zweyhundert Pistoletten erhalten / fassete einen Muth / ohngeacht er aller seiner Güter beraubt worden / nahm ihm vor / sich im ersten Dorff so ihm auffstossen würde / ein wenig auffzuhalten / kauffte auch einen Sack / darin[377] das / so er vor den Räubern behalten / zu verwahren / und gab sich vor einen armen Bauersmann auß / damit er nicht zum andernmahl gefangen wurde / biß er nacher Pariß gelangte / allda er zu zween Dieben kam / diese Gesellen sich alsbald zu ihm / ward von ihnen wieder in die Vorstadt Sainct Germain geführet / die versprachen ihm / sie wolten ihm zu wege bringen / daß er zu Ihrer Königl. Mayt. Gemahlin / Nahmens Margareta /kommen solte. Du Mont vermeinte / auß dem / so ihm vorgeschwetzt / sie wären vornehme vom Adel / darumb er sich ihnen auch vertrauete. Derentwegen auf ihr inständiges Anhalten / ließ ihm du Mont ein neu Kleid machen / und auß solchem guten Vertrauen /hatte er sein Geld in dem Wirtshauß / in welchem er den Abend zuvor mit ihnen logirt / gelassen / vermeinent sie wären in demselben bekant / des Morgens frühe giengen sie zu Beth. Hierauf thun sie in das Ballhauß einen Spatziergang / die Zeit zu vertreiben /biß die Königin auffstehen möchte / und wie sie ein wenig darin waren / nahm der Eine Abschied / der Ander aber / nachdem er einen Streich oder etliche gethan / nahm sich an / als wan er bessere Racket auß lesen wolte / und liesse auch darvon / daß also der unglückliche du Mont von aller Hoffnung beraubt / sich allein in dem Ballhauß befinden thäte / ohne daß er seither einige Nachricht hätte haben mögen / wer diese Diebe gewesen wären / oder daß er solche wieder hätte antreffen können. Hierauß ist zu lernen / wie viel Ubels und betriegliche Händel in Pariß begangen werden.

Quelle:
Schau-Platz der Betrieger: Entworffen in vielen List- und Lustigen Welt-Händeln [...]. Hamburg, Frankfurt am Main, 1687, S. 376-378.
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