CLXIX. Die kluge Erfindung.

[381] Ein anderer hat nichts als Eßig trincken wollen / selben aber an die Gitter der Gefängnüß gegossen / und die Steine darmit so weich gemacht / das er sie entlich außheben / und dadurch entrinnen können. Zu Pariß war ein vortrefflicher Beutelschneider auff Handhaffter That ergriffen / und stunde in Gefahr / daß man ihm seinen Eß- und Trinckbeutel zuknüpffen solte. Diesem brachten seine Gesellen / hergenommener Abrede nach eine Pasteten / darinnen eine Winden / ein Hammer / Strick und dergleichen Brechzeug / sich auß der Verhafft loß zu würcken / welches er auch zu seinem Unglück gethan; dann so bald er entkommen /hat er dem Nechsten so ihm begegnet / den Mantel genommen / und ist darüber wieder gefangen / und folgenden Tag mit dem Strang hingerichtet worden. Der Hertzog Gabelli ist bey Brisach in einer alten Frauen Kleid die ihnen Wasser gebracht / und sich aus Geitz erkauffen lassen / glückseelig entronnen / hätte sonsten nicht wenig Lößgeld bezahlen müssen. Zu Pariß ward ein Teutscher Schulden wegen in das Gefängnüß geworffen. Dieses erfähret seine Liebste / kommet ihn zu besuchen / und als sie ihn schlaffend gefunden /stimmet sie seine Laute / spielet / biß er erwacht /sagte ihm alsdann / er solte aufstehen / und mit ihr /weil sie alle seine Schulden bezahlt / nach Hause kommen.

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Schau-Platz der Betrieger: Entworffen in vielen List- und Lustigen Welt-Händeln [...]. Hamburg, Frankfurt am Main, 1687, S. 381.
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