CLXXIV. Der listige Esel-Dieb.

[391] Es hatte einer einen Esel zu verkauffen / welchen er einem Wasserführer / dessen Häußlein ihm wolbekant / umb ein geringes Geld verhandelt / und denselben einen sehr langen Schwantz / von einem andern Esel angemachet / mit Vorgeben / er hätte noch einen Esel / der diesem in allem gleiche / ausser dem Schwantz /der Käuffer / welcher sich / wie gesagt / mit Wasserführen nährte / erhandelt den Esel / in Hoffnung /guten Nutzen damit zuschaffen. Bey Nachts kombt der Verkäuffer / stiehlet ihm den Esel wieder / und thut den angekünstelten langen Schwantz hinweg /führt ihn ungescheut wieder auff den Marckt / und verkaufft ihn noch einmahl. Als ihm aber der Wasserführer zusprache / und seinen Esel haben wolte / sagte er / daß dieses der Esel / von welchem er gestern geredet / und daß es nicht der Seinige.

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Schau-Platz der Betrieger: Entworffen in vielen List- und Lustigen Welt-Händeln [...]. Hamburg, Frankfurt am Main, 1687, S. 391.
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