CIVC. Die Klugheit Davids.

[423] Ein Weib hatte zu Sauls Zeiten ihr Geld in einem Krug verborgen / und Honig darauff geschüttet / solches auch besagtermassen einem Juden zu treuen Händen vertraut / weil sie eine Reise zu verrichten gehabt; Immittelst ihrer Abwesenheit hat der Jud zu seines Sohns Hochzeit Honig bedörfft / und als er aus dem Krug dasselbe genommen / ist er des Gelds gewahr worden / welches er heraus genommen / und hingegen den Krug wiederumb mit Honig angefüllet /und dem Weib zugestellet. Welche ihn / wegen dieses verübten Betrugs / beklagt / aber ihre Klage nicht erweisen können / und weil sie der König Saul abgewiesen / hat David / welcher noch ein Knab gewesen /sich erbotten / er wolle auff Erlaubniß das Verborgene gewiß an Tag bringen; Fraget erstlich das Weib / ob es eben der Krug sey / in welchem sie das Geld verborgen? Auff Bejahen / leeret er das Honig aus /zerbrache vor der Gemein den Krug zustücken / fande aber an den Scherben zwey Goldstück kleben / deßwegen der Dieb alles wiedergeben muste / welcher also darüber zu verdienter Straff gezogen worden. Hat also David schon[423] in seiner Jugend die Straalen seines Sinnreichen Verstandes und treuhertziges Mitleiden gegen den bedrängten armen und verlassenen Persohnen ersprießlich erscheinen lassen.

Quelle:
Schau-Platz der Betrieger: Entworffen in vielen List- und Lustigen Welt-Händeln [...]. Hamburg, Frankfurt am Main, 1687, S. 423-424.
Lizenz:
Kategorien: