CC. Der seltzame Schrecke.

[426] Ein Schlösser wolte auf einen Marck reisen / daselbst seine Schlösser zuverkauffen / redete deßwegen mit seinen Nachbarn / und beschlossen mit einander des andern Morgends früh auff zu seyn / weil er aber viel früher als die andere auffgestanden / machte[426] er sich auff den Weg / wie er nun eine gute Meilwegs fortgangen war / sahe er wol / daß es noch gar frühe war /derowegen wolte er etwas ruhen und auff seine Gesellschafft warten / und legte sich unwissend unten an einen Galgen / an welchē man vor etlichen Tagen einen Dieb gehänget hatte / und schlieffe daselbsten ein; Wie nun der Tag anbrach / giengen seine Gesellen vor dem Galgen vorbey / und rieffen dem Gehängten zu / Hola guter Gesell / wilt du nicht mit / du bist ja lang genug daselbst gewesen / worüber der Schlösser erwachte / und vermeinte / man hätte ihm geruffen / antwortete derohalben / Ja / Ja / ich komme / wartet nur ein wenig. Die andern erschracken darüber greulich / und glaubten / es währe der Gehängte der mit ihnen geredet hätte / der Schlösser aber lieffe ihnen mit seinem Eysenwerck nach / und sie flohen aus Furcht desto stärcker / höreten also nicht auff zu lauffen / biß sie nach Bourgueil kamen / woselbsten sie einander erkenneten.

Quelle:
Schau-Platz der Betrieger: Entworffen in vielen List- und Lustigen Welt-Händeln [...]. Hamburg, Frankfurt am Main, 1687, S. 426-427.
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