CCI. Die listige Rache.

[427] In dem Lande Poictou hatte einer erfahren / daß einer seiner Nachbarn mit seiner Frauen buhlte / stelte sich derohalben / als ob er über Land reisen wolte / damit er denselbigen ertappen möchte. Weil er nun nicht lang mit seiner Wiederkunfft verzoge / und vermerckte / daß sein Nachbar in einem Kasten verborgen lage / konte er leichtlich aus den Kleidern / welche er bey dem Bett liegen lassen / was geschehen war / abnehmen. Nahme ihm derohalben vor sich zu rächen / und schickte nach seines Nachbarn Haußfrau / als wann er etwas nohtwendiges mit ihr zu reden hätte: Als nun dieselbige kommen war / sagte[427] er zu ihr / daß er ihren Mann gewiß umbringen wolte / wofern sie nicht thun würde / was er an sie begehrte: die Frau weigerte sich hefftig / ihr Mann aber welcher in dem Kasten eingesperret / rieffe ihr zu sie solte sich doch über ihn erbarmen / daß entlich die gute Frau darin verwilligte. Nachgehends warff einer dem andern seine Hanreyschaft vor / der eine aber sagte / er hätte den Vortheil / daß er den andern am ersten zum Hanrey gemacht hätte der ander aber sagte / er sey der Hanrey im Käfig.

Quelle:
Schau-Platz der Betrieger: Entworffen in vielen List- und Lustigen Welt-Händeln [...]. Hamburg, Frankfurt am Main, 1687, S. 427-428.
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