CCVI. Der betrogene Schneider.

[430] In offt berührter Stadt Paris gieng einsmal eine lustiger Possenreisser spatzieren / unn kam ungefehr vor eines Schneiders-Laden vorbey: Woselbsten ihn die Schneiders-Gesellen mit Pflaumen Kernen warffen: der Possenreisser bedachte sich hin unn wieder / wie er sich doch an den Schneidern rechen möchte /nahme derohalben des Abends zween Blaßbälge / und füllete dieselbige mit Menschen Koht: Nachgehends begab er sich an des Schneiders Laden / und wie die Gesellen auff dem Tisch arbeiteten / bliese er mit seinen Blaßbälgen durch ein Loch in den Laden hinein. Die Schneider empfanden diesen bösen Geruch / und sahe einer den andern an / in Meynung es müste einer von ihnē in die Hosen purgiret haben / und fiengen darüber ein Gezänck an. Inmittelst kam der Meister in den Laden / und fragte was dieses vor ein Teuffelischer Gestanck wäre? Ein Schneider-Gesell schiebte es auff den andern / und warffen darüber Scheeren und Elen einander nach den Köpffen: Unterdessen schluge der Possenreisser mit der Faust wieder den Laden / und sagte zu den Schneidern / gute Freund /dieses sind andere Pflaumen-Kerne als die vorige.

Quelle:
Schau-Platz der Betrieger: Entworffen in vielen List- und Lustigen Welt-Händeln [...]. Hamburg, Frankfurt am Main, 1687, S. 430-431.
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