CCVIII. Die gestraffte Buhler.

[433] Zween Gevattern hatten sich in eine sehr schöne Frau ihres Nachbahrn verliebet / und botte ihr ein jeder 20 Kronen zugeben / wofern sie ihres Willens Leben wolte. Die Frau offenbahrte solches ihrem Ehemann /derselbe gab ihr den Raht / sie solte das[433] Geld von einem jeden nehmen / und sich stellen / als ob sie ihnen wilfahren wolte. Die Frau thäte solches / und bestimbte ihnen auch einen Tag / an welchem ihr Mann auff einen Marck reisen würde. Als nun die Zeit herbey kame / stelten sich die beyden ein / in Meinung / daß der Mann verreiset währe / liessen derowegen alsobald eine stattliche Mahlzeit zurichten / und fiengen an sich lustig zumachen / als der Mann ungefehr an der Thür anklopfte / sich stellend / als ob er etwas vergessen hätte. Die beyde Gevattern wurden darüber sehr bestürtzet / und versteckten sich auff einer grossen Diel / wo man das Brodt auff zu legen pflegte /welche mit zweyen Stricken angemacht schwebend in der Lufft hinge / und deckten sich mit einem Tuch zu. Wie der Mann in die Kammer kame / verwunderte er sich / daß die Tafel so wol zugerüstet war / seine Frau sagte / sie wäre willens / ihre beyde Nachbahrinnen zu gast zu bitten. Weil der Mann aber wol wuste / wo die beyde Gevattern verborgen lagen / befahl er / daß man ihren beyden Weibern ruffen solte / als dieselbige ankamen / setzten sie sich zur Taffel und machten sich lustig. Es mangelte ihnen aber zu letzt an Wein /derowegen bate der Mann seine Frau / sie solte mit einer ihrer Nachbahrinnen hingehen und Wein holen /unterdessen sagte er zu der andern / daß er ihm gäntzlich vorgenommen habe / sie zu küssen / welches ihm die Frau wiewohl mit etwas Verweigerung entlichen gestattete / wie solches geschehen / schickte er seine Frau abermahls auß / etwas zu holen / und bate zu gleich diese Frau / derselben Gesellschafft zuleisten /mitlerweil überredete er auch die andere / und musten die beyde verborgene Gevattern mit grossem Schmertzen solches zu sehen. Entzwischen machte sich dieser mit seinen Nachbahrinnen nach geschehener Abendmahlzeit lustig und fienge an mit denselbigen wacker herumb zu tantzen / entlich aber[434] stellete er sich / als wann er gantz truncken wäre / und ergriffe einen breiten Degen / und sagte zu den Frauen / der Wein hat mich dergestalt erhitzet / daß ich einen Menschen umbs Leben zu bringen / eben so gering achtete / als diese Stricke abzuhauen / welches eben dieselbige waren / woran das Bret angemacht / auff welchem die beyde Gevattern lagen / diese hieb er entzwey / und fielen die zween arme Tropffen auff die Erden. Ihre Weiber verwunderten sich / als sie ihre Männer sahen / dieselbige aber verfolgte der ander mit streichen biß zu der Haußthür hinauß / und schrie / man solte die Diebe aufhalten / worüber sie gefangen gesetzt wurden / und waren die gute Gevattern noch sehr froh /daß ihnen ihre Weiber aus dem Gefängnüß verhalffen. Also wurden diese beyde / welche einen andern betriegen wolten / meisterlich und doppelt bezahlet.

Quelle:
Schau-Platz der Betrieger: Entworffen in vielen List- und Lustigen Welt-Händeln [...]. Hamburg, Frankfurt am Main, 1687, S. 433-435.
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