CCXLI. Der beschämete Dieb.

[548] Einsmahls hat ein Wirth einen Gast gehabt / welcher /nachdem er gessen / einen silbernen Löffel zu sich gesteckt. Der Wirth / ob er es gleich gesehen / hat er es ihn doch nicht zeihen dürffen / sondern erdencket folgende List / stecket auch einen Löffel zu sich / lesset seinem Weibe den gantzen Verlauff sagen / und daß sie hinein kommen / und umbs Kraut reden solte. Die Wirthin kommet hinein / macht sich unnütze / was es seyn solte / das man ihr die silbern Löffel stehlen wolte / da sie doch wol tractiret / und die Zeche nicht zu hoch angesetzet. Der Wirth höret eine Weile[548] zu. Darnach spricht er zum Weibe: Liebes Weib / gehab dich nicht so übel / es ist aus Vexirung geschehen. Zeucht darauff seinen Löffel heraus / und spricht zum Gaste: Ich wil meinen Löffel wieder geben / der Herr gebe seinen nur auch wieder. Muß also der Gast seinen Löffel wieder geben.

Quelle:
Schau-Platz der Betrieger: Entworffen in vielen List- und Lustigen Welt-Händeln [...]. Hamburg, Frankfurt am Main, 1687, S. 548-549.
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