CCXLII. Der betrogene Cancellist.

[549] Als Churfürst Friederich der IV. von Heidelberg einen Landbetrieger (so sich vor einen Englischen Gesandten ausgeben) gefänglich eingezogen / und in Engelland verschicket / ist der Gesandte sambt seinen Dienern von dem Könige in Engelland reichlich beschencket worden. Unter solchen ist auch ein Cancellist von Heidelberg gewesen / welcher seinen Weg aus Engelland nach Paris zugenommen / dasselbe zu besehen. Wie er nun nach Paris kommen / und vernommen /daß es allda viel verschlagene und kunstreiche Beutelschneider gebe / hat er seine Königliche Geschencke zu unterst in Schubesack gestecket / und ein dick Buch darüber gestossen / in Meynung / er würde es ja gewahr werden / wenn man ihm das Buch heraus zöge. Es ist aber ein Beutelschneider kommen / welcher gefühlet / wie weit das Buch herunter gehe /unter dem Buche hinein geschnitten (man trug aber damahls gleich die grossen gefaltenen Hosen) das Geld heraus genommen / und das Buch stecken lassen.

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Schau-Platz der Betrieger: Entworffen in vielen List- und Lustigen Welt-Händeln [...]. Hamburg, Frankfurt am Main, 1687, S. 549.
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