CCXLIII. Der öffentliche Dieb.

[549] Als einmahls ein stattlich Pancket in einer vornehmen Stadt gehalten ward / kombt einer dahin begehret eine Verehrung / giebet vor / er sey[549] seines Handwercks ein öffentlicher Dieb. Den Gästen kommet solches seltzam vor / begehren den Abentheuer zu sehen / und wie er sein Handwerck öffentlich practicire. Der Dieb kommet hinein / begehret / daß man ihm alle silberne Becher solle einschenckē / ertrinckt immer einen nachdem andern aus / und stecket sie bald zu sich /und spricht: Also mache ich es. Als er sich nun wol besackt / spricht er: Alsdenn gehe ich so darvon und gehet zur Thür hinaus. Die Gäste / meynen / es sey nur Schertz / und er werde bald wieder kommen / und sie ihm nachsehen lassen / ist er über alle Berge / hat also seiner Kunst recht bewiesen.

Quelle:
Schau-Platz der Betrieger: Entworffen in vielen List- und Lustigen Welt-Händeln [...]. Hamburg, Frankfurt am Main, 1687, S. 549-550.
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