CCXLVI. Der einfältige Bauer.

[553] Der König in Franckreich verirrete sich einsmahls auff der Jagt von seinen Hoffleuten: Als er nun wieder auf den rechten Weg kam / und gantz allein wieder nach Paris zu ritte / begegnete ihm unterwegs ein Bauer / welcher gleichfals nach der Stadt Paris zu Marckt gehen wolte. Der König redete ihm zu / wo er hinausgedächte? Er sprach: In die Stadt. Nachdem nun der König eins und das ander fragte / fieng der Bauer gantz trucken an: Er möchte auch wol gern einmahl den König sehen / denn er wäre ihm noch niemahls zu Gesichte kommen. Der König sagte: Kom mit mir / ich reite dießweges zum Könige. Der Bauer hielte weiter an mit Fragen: Wie kan ich aber wissen /welches der König ist? Er antwortet: So bald wir in die Stadt und vor den König kommen / so nim in acht / welcher unter allen den Hut auf dem Häupt sitzen lässet / da die andern alle die ihrige in den Händen behalten / derselbe ist der König. Als sie nun in solchem Gespräch unter die Stad-Pforten kamen / siehe /da warteten alle Königliche Bedienten auff ihren König und empfingen ihn mit entblösten Häuptern: Der Bauer aber aus Unverstand behielt sambt dem König den Hut auff dem Kopff. Der König wendet sich zu ihm / und spricht: Siehestu nun / wer König ist? Der Bauer antwortet: Ich weiß nicht was ich sagen sol / ich dencke einer von uns beyden müsse es ohnfehlbar seyn.

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Schau-Platz der Betrieger: Entworffen in vielen List- und Lustigen Welt-Händeln [...]. Hamburg, Frankfurt am Main, 1687, S. 553.
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