IV. Die lebendige Pastete.

[6] Auff einer Unversität wolten sich etliche Studenten gutlich thun / darumb bestelleten sie bey dem Frantzösischen Koch eine gute Pastete / selbige zur angesetzten Stunde zu haben. Zween andere Studenten hatten solches gehöret / wolten demnach diesen Leuten einen Possen spielen / und der Magd / wan sie vom Frantzman zurück käme / das Leckerbißlein entwältigen. Sie passen also zu bestimter Zeit auff und wie sie eine Dirne mit einer Tracht vorbey gehen sahen / fallen sie dieselbe gar Ungestüm an / und reisse ihr die Pastete auß der Hand / dieselbe befunden sie noch gantz Warm / darumb eileten sie nach Hause / ruffe ihren Hospes und alle Leute im Hauß zu sammen /ihne zu zeigen / wie glücklich sie auff dem Raub gewesen. Indem sie die Mäntel ablegen / hören sie etwas Pfeyffe sie machen die Serviet von einander / da in zwischen die umbstehende sich über die kleine Stimme verwunderten / und rieffen: Hört! Hört! was ist das? Wie aber die Serviet abgewunden / fand man ein neu gebohrnes Söhnlein darin gewickelt / worüber die Studenten wacker außgelacht wurden / als die das Kindlein behalten und erziehen lassen musten.

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Schau-Platz der Betrieger: Entworffen in vielen List- und Lustigen Welt-Händeln [...]. Hamburg, Frankfurt am Main, 1687, S. 6.
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