LVI. Der betrogene Buhler.

[107] Ein reicher Jüngeling aus vornehmē Geschlecht / verliebte sich in eines Trompeters Frau / welche sehr schöne war / suchte derhalber Gelegenheit bey sie zu kommen / der Trompeter aber / der wartet auff vielen Hochzeiten auff / da machte er sich zum erstenmahl mit ihr bekamt / nahm Abrede / wann ihr Mann noch eines auffwartet / so wolte er ihr zusprechen / und ihr bessere Tractament verschaffen / als sie auff der Hochzeit hätte / sie bewilligte dieses / und wie ihr Mann wieder eine Hochzeit bediente / that sie ihm dieses bald kund / er sandte zuvor so viel Speise und[107] Tranck hin / nebenst so viel Silber-Geschirr zu einer Taffel damit zu zieren / stellte sich auch bald darauf ein / und wie sie nun gessen und getruncken hatten /sagte er / nun wollen wir Constantinopel stürmen /dieses war die Lösung / damit verfügte sich das junge Weib an ihren Orte (als nemblich in das Bette / alwo das stürmen solte gehalten werden) dieser Jüngeling stürmte lustig darauff loß / und wann die Jungfrau gnug gestürmet / gessen und getruncken hatte / und machten sich von einander / sie brauchten dieses so viel / biß es der Trompeter erfuhr / gedachte / ob er das stürmen nicht vertreiben oder zum wenigsten eine Beute davon tragen könte / weil er sich sonsten wenig rechen würde / weil ihm der Bursch etwas zu hoch im Sattel saß / gieng unterdessen / wie er wuste / daß es bald Zeit war / eilends von der Hochzeit hinweg / und kroch in eine hierzu offen gelassene Türe heimlich /nicht weit von diesen beyden in einen Schorstein / und sahe ihre Neuligkeit alles zu / biß das der Monsieurchen sagte / nun wollen wir Constantinopel stürmen /welches ihrer Losung war / indem wolten sie auffstehē / da setzte der in dem Schornstein die Trompette an /und bließ Allarm / Allarm / Allarm / die beyden meinten es steckte der Teuffel darinnen / lieffen was sie nur lauffen konten zum Hauß hinauß / der Trompeter nahm all das Silberzeug und schloß es weg / und ging nach der Hochzeit / da ihm dan die Frau folgte / er ließ sich nirgends davon mercken / war mit der Beute die er bekomm hatte / gar friedlich / dieses währete so lange / biß daß seine Frau in den Wochen kam / da bath er diesen Stürmer zu Gefattern / welcher sich auch einstellte / und sein voriges stürmen auch reichlich bezahlte / und wie an vielen Orthen der Gebrauch ist / daß man die Paten zur Kind-Tauffe oder Abent-Essen ladet /[108] geschach es an diesem auch / der Bursch gedachte nicht eins an das Silberzeug / gieng hin und fand alles für sich auff dem Tische / da er sonst vermeint / das Gespenst hätte es mitgenommen / besah eines nach dem andern / achtet es aber zwar nicht viel / aber weil sein Wapen darauff gestochen / hätte ers der Ursachen gerne wieder gehabt / fragte derhalben seinen Gefattern / wo er dazu kommen währ / er antwortet / wie ich noch in dem Kriege war / wolte einer einsmals Constantinopel stürmen / und ich bließ /Allarm / Allarm / Allarm / da wurde der andere verzagt / lieff davon und ließ mir dieß zur Beute / das kunte der Bursch bald mercken / forderte ihn hernach allein / bath umb Verzeihung / gab ihm so viel Silber als dieses wehrt war / daß er nur sein Wapen nicht wolte sehē lassen / nam dasselbige mit dem Wapen wieder / und verehrte ihm für sein voriges stürmen noch vier hundert Reichsthaler.

Quelle:
Schau-Platz der Betrieger: Entworffen in vielen List- und Lustigen Welt-Händeln [...]. Hamburg, Frankfurt am Main, 1687, S. 107-109.
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