LXXXIV. Der listige Hannibal.

[162] Als Hannibal vom Antiocho flohe / kam er den Cretensern. Weil er aber wol sahe / daß er und seine[162] Schätze in nicht geringer Gefahr seyn würden / wegen der Cretenser Geitz und Zauberey / die hiervon allbereit gute Nachricht bekommen hätten: Als wolte er sich des Rahts und Fleisses bedienen / fülte dannenhero etliche Tonnen mit Bley / und legte zu oberst ein wenig Gold und Silber darauff. Dieselben liesse er /in Gegenwart der Cretenser / in der Dianen Tempel niedersetzen / sich stellend / als ob er seine Güter auff solche Weise ihnen anvertrauen wolte. Indem er sie nun also betrogen hatte / füllte er die Ehernen Statuen / die er mit sich gebracht hätte / voller Goldes / und leget sie zu Hauß in einem Winckel nieder. Die Cretenser verwahrten in dessen den Tempel mit grosser Sorgfalt / umm nicht so wol / solchen vor den Räubern zuverwahren / als zuverhüten / daß Hannibal nicht / ihnen unwissend / kommen und die niedergesetzte Schätze wieder mit sich davon führen möchte. Also liesse Hannibal den Cretensern das Nachsehen /und flohe mit seinen Goldgefüllten Statuen zum König Prusia.

Quelle:
Schau-Platz der Betrieger: Entworffen in vielen List- und Lustigen Welt-Händeln [...]. Hamburg, Frankfurt am Main, 1687, S. 162-163.
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