LXIV. Der übel-bezahlte Wirth.

[126] List und Betrug ist auch bey manchen / die sich kein Schwein beduncken lassen / zimlich gemein worden /wie dann von einem Gelehrten erzehlet wird / welcher manchen Wirth umb die Zeche betrogen / und unterander einsmahls nach Wetzflar / so eine kleine Reichs-Stadt an dem Lohn-Fluß belegen / kommen /und nicht weit davon einen Dorff-Wirth beredet / er sey ein Hammel-Treiber / habe jetzo dreyhundert[126] Stück aus dem Wester-Wald geholet und wolte auff Franckfurt damit. Ließ ihm aufftragen / und füllete seinen hungerigen Kragen wieder / der zimlich lär worden / die Hämmel blieben lang auß / der Wirth sagte / sie müsten vielleicht am Zoll auffgehalten werden: potztausend sprach er / daß hab ich vergessen /habe dazu kein klein Geld / lehnet mir etwan einen Ducatē Geld / ich wil selbst wieder zurück kommen; Der Wirth langete nicht allein das begehrte Geld /sondern vertrauete ihm über das sein Pferd / daß er desto besser könte fort kommen / daß es war gar schlüpferig gehen. Der große Vie-Händler ritte forth /kaum hatte er eine halbe Meil geritten, da begegnete ihm ein Jude / den fragte er / ob er nicht zu schachern hätte? dieser Braune seye feil. Der Jud / welcher frembd war / kante diesen Kerl nicht / handelte also mit ihm / wurden eins um zwantzig Thaler; Unthier dachte / es ist besser den Juden betrogen als den Wirth / sprach deßwegen / er solte ihm die neun Ducaten geben / und dem Wirth im nechsten Dorff seinenthalben die übrige entrichten / welches ihm auch der Jude außzurichten versprochen / und die Hand darauff geben. Der Jud / welcher zu vor zu Fuß gewesen / ritte jetzo freudig da hinauß / weil er seiner Meinung nach / sehr wol gehandelt hatte / meynete 10 Thaler am Braunen zu gewinnen / und damit der Verkäuffer keine Ursache möchte haben / den Kauff umbzustossen / ritte er alsobald zum Wirth / brachte ihm den Ducaten / der Wirth nahm sie an / und sprach: Mauschi steige ab / der Braun ist mein / ich hab ihn dem Hämel-Treiber geliehen. Der Jude wolte den Braunen nicht lassen fahren / doch muste er entlich /weil der Wirth mit seinen Nachbarn bezeugete / daß das Pferd sein were / wolte der Jud sein zwantzig Thaler wieder haben / möchte er sie holen.

Quelle:
Schau-Platz der Betrieger: Entworffen in vielen List- und Lustigen Welt-Händeln [...]. Hamburg, Frankfurt am Main, 1687, S. 126-127.
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