Als Anndolosia seines seckels mangeltt, auß der massen seer erschracke, allen seinen dienern vrlob gab vnd tzu fůß haymlichen hynweg schied.

[110] Vnnd als nun der künig wißt, das Agripina den sekel het, gedacht er Andolosia hat villeicht der seckel mer, die sollich tugent hond, wann, wo er ir nit mer hat, so ist er wol ain torecht man, das er yn nit baß versorgt hat, dann das jn ain weibs bild darumb soll bracht haben. Der künig schätzet den seckel gar groß vnd gedacht: mir[110] kan nun nit mer gelts zerrinnen, so tarf ich meiner tochter kain haimsteür geben, sy wirt sich selb wol versehen nach grossen eeren vnd gedacht: wie will ich erfaren, ob Anndolosia mer seckel hab oder nit? vnd sandt zu ym, er wolt morgen reytten vnd begert an yn, das er mit ym rytt. doch so wölt er vor mit ym essen. do Andolosia das hort, embot er dem künig, er solt nicht von ym begeren, sonder alltzeit ym gebietten als seinem diener, wann er yn allzeitt solt willig finden. das ward allso dem künig gesaget. der gedacht, er hett der seckel on zweiffel mer. Als nun Andolosia vernam, daz der künig aber wolt mit ym essen, růfft er ainem seiner diener, dem er allweg dreü oder vierhundert Cronen gab, das er das hauß versäch, was not wär vnd saget ym, daz er ain kostlich malzeit zu beraitet, der künig wölt aber mit ym essen. sein diener sprach: herr, ich versich mich, ich hab nit geltz genůg, wann es kost vil. Andolosia, der nit gůtz můts was, bryß sein wammes auff vnd tzoch seinen seckel herauß vnnd wolt aber seinem diener vierhundert Cronen geben. do er in den seckel gryff nach seiner alten gewonhayt, do fand er nicht. er sach auff gen hymel von ainer wand zu der anderen, er kort dem seckel daz inner aussen, da was kain gelt mer. do merkt er wol, das er von Agripina betrogen was. mügt ir wol gelauben, was er anmůtig gewesen! er ward erst in angst vnd not gar gesetzt vnd gedacht an die leer, so ym sein vatter Fortunatus so getrewlich in seynem todbet jm vnd seim brůder vnderweiset vnd geben het, das sy, so lang sy lebten, nyeman von dem seckel sagen solten, wann so bald es ain mensch jnnen wurd, so kämen sy darumb, das auch laider beschehen ist. Er merckt auch, das der künig ym zu aim spot enbotten het, er wölt aber mit jm essen, gedacht jm auch, das der seckel nit mer zůuodren wär vnd von dem künig zu erlangen dann schand vnd laster vnnd grosser spott. gedacht in seinem hertzenlaid, er künd nit bessers anfahen, dann tzu seinem brůder reytten: vnd dem wirde ich ain vnwürdiger gast, so ich on den seckel komme. vnd als er ym das fürgenommen het, berůfft er all seine diener, fieng an und sprach: es ist nun bald zehen iar, das ich ewer herr bin, hab ewch auch eerlich[111] gehalten vnnd kainen mangel gelassen. ich bin auch kainem nichtz schuldig. ir seind all fürauß betzalt. Nun ist die zeit kommen, das ich nit mer kan hoff halten als ich bißher gethon hab, vnnd kan nit mer ain herr sein weder eüwer noch annder. Nun hat ain yeder vnder jm ain gůt roß vnnd gůtten harnasch, so ist noch ain klain vorhanden, das will ich mit eüch tailen, vnd sagt zu seinem außgeber: nun zel her, wieuil hastu noch bar gelt? do zalt er hundert vnd sechtzig cronen. Nun warn ir wol viertzig, gab er ainem yeden zwů cronen, sprach zů jn: die zwů cronen, roß vnd harnasch schenk ich ainem yglichen zu aigen vnnd sag eüch der gelübt, so ir mir gethon haben, ganntz quit, ledig vnd loß, vnnd versech sich nun fürbas ain yeder nach dem vnd yn das besst bedunckt, wann lenger kan ich nit hye beleyben vnd hab auch nit mer gelts, dann, das ich mitt eüch getaylt hab. do er die red allso geton hett, erschracken die diener zumal ser vnnd sach ainer den anderen an vnd nam sy großs wunder, das ain so kostliches hoffhalten vnd so ain groß wesen in ainer nacht sich so leichtlich solt verkern. do hůb ainer vnder den dienern an vnd sprach: getreüer, lieber herr, hat üch yemand kainen widerdrieß gethon? das gebend vns zu versteen. der můß von vns sterben vnd wär es der künig selbst vnd solten wir all vnser leben darumb verliern. Andolosia sprach: von meinen wegen soll nyeman fechten. sy sprachen: wir wöllen also nit von üch schaiden, wir wöllen roß, harnasch vnd was wir haben verkauffen vnd üch nit verlassen. Andolosia sprach: ich danck üch allen lieben vnd frommen diener der erbütung, so sich das glük wider zu mir kört, wil ich es alles wider gelten. Aber, wie ich gesagt hab, also tůnd vnd satlen mir mein pferd von stunden, ich will nit, daz kainer mit mir reit oder gang. die knecht waren all traurig, was yn ser laid vmb iren frommen herren, bey dem sy souil gůten můt eingenommen hetten vnd klaget ye ainer dem anderen mit wainenden augen, brachten ym sein pferd.

do nam er vrlob von ainem nach dem andern vnd saß auff, rait den nächsten, so er kund, gen Famagusta zu seinem brůder Ampedo. vnd als er kam für den schönen pallast vnd klopfet an, do ward er zu stund eingelassen vnd[112] als Ampedo vernam, das sein brůder Andolosia kommen was, ward er gar fro vnd vermaint, er wölt auch freüd mit dem seckel haben vnd füro nit mer sparenn, als er tzehen iar gethon hett vnnd gienge dem brůder engegen vnd entpfieng jn mit grossen freüden, fragt yn, wie er also allain käm vnd wo er sein volck gelassen hett. Er sagt: ich hab sy alle verlassen vnd lob got, das ich herhaym kommen byn. Ampedo sprach: lieber brůder, wie ist es dir doch ergangen? das sag mir, wann es gefelt mir übel, das du als ainig kommen bist. er sprach: laß vns vor essen vnd als sy die malzeit volbracht hetten, giengen sy mit ainander in ain kamer, fyeng Andolosia an mit ainer traurigen gebärd vnd mit demůtiger stym vnd sprach: O allerliebster brůder, ich můß dir laider böße mär verkünden, das ich vns so übel geton hab. Ich bin vmb vnsern glückhafftigen seckel kommen. Ach got, nun ist es mir ain hertzlichs laid, ich kan ym aber nicht tůn. Ampedo erschrack von grund seines hertzen, also das er schier in vnmacht gefallen wär vnd mit grossem iamer sprach er: ist er dir mit gwalt genomen worden oder hastu jn verlorn? Er antwurt ym vnd sprach: ich hab das gebot, daz vns vnser getreüwer vatter gab, als er auß diser welt schied, übergangen, vnd hab aim liebhabenden menschen daruon gesagt vnd so bald ich jms offenbaret, hat er mich darumb bracht, des ich mich doch nit zu ym versehen het. Ampedo sprach: heten wir das gebot vnsers vater gehalten, so heten wir die klainat nit von ainander lassen kommen. du woltest nur fremde land erfarn. lůg, wie wol du es hast geschafft vnd wie wol sy dir erschossen seyen. Andolosia sprach: O lieber brůder, es ist mir so ain gross hertzlaid, das ich besorg, ich verlier mein leben noch in ainer kurtzen zeit, daz ich gar klain achten wird.

Quelle:
[Anonym]: Fortunatus. Halle a.d.S. 1914, S. 110-113.
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